Kontrolle ist nicht besser
Studie: Wenn Eltern ihre Kindern zu sehr dominieren, bremsen sie deren Entwicklung
Die meisten Eltern wollen alles richtig machen. Sie wollen das Beste für ihr Kind, wollen es behüten und auf der Spur halten. Dabei wünschen sich die meisten Eltern gleichzeitig, dass ihre Kinder selbstbewusst und eigenständig werden. Hier ist ein übertrieben kontrollierender Erziehungsstil allerdings kontraproduktiv, wie Forschende der University of Virginia in einer aktuellen Studie bekräftigt haben. Kinder von stark kontrollierenden Eltern haben den Ergebnissen zufolge in späteren Jahren größere Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen und ein niedrigeres Bildungsniveau.
"Eltern, Pädagogen und Kliniker sollten sich darüber im Klaren sein, wie sehr die Versuche der Eltern, Teenager zu kontrollieren, ihren Fortschritt bremsen können", sagt Emily Loeb, Postdoc-Forscherin an der University of Virginia, die federführend an der Studie beteiligt war.
Schon in früherer Forschung wurde zu starke psychologische Kontrolle als problematisches Verhalten von Eltern identifiziert. Der Versuch, Kinder zu manipulieren, indem man ihnen Liebe und Zärtlichkeit vorenthält oder ihnen Schuldgefühle vermittelt, führt nicht selten zu einem geringeren Selbstwertgefühl und Bildungserfolg, weil die Kinder entmutigt werden, sich selbst zu behaupten und unabhängig zu werden.
Für ihre Studie hatte das Team um Emily Loeb 184 männliche und weibliche Jugendliche aus Stadt und Land und mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen im Alter von 13 bis 32 Jahren begleitet. Sie füllten jährlich Fragebögen aus, in denen sie Angaben zu sich selbst, ihren Eltern, ihrem Beziehungsstatus und ihrem Bildungsniveau machten. Außerdem wurden auch Freund_innen befragt und Videos ausgewertet, die die Testpersonen in Interaktion mit engen Freund_innen oder Partner_innen zeigten.
Dabei wurde sichtbar, dass Jugendliche, die im Alter von 13 Jahren einen stark kontrollierenden Erziehungsstil erdulden mussten, im Alter von 27 Jahren seltener eine Beziehung hatten, die von gegenseitiger Unterstützung geprägt war. Mit 32 hatten sie überhaupt seltener eine Beziehung und wiesen insgesamt ein niedrigeres Bildungsniveau auf. Der Grund dafür liegt den Forschenden zufolge bei Problemen im Alter von 15 oder 16 Jahren. Aufgrund der starken Kontrolle durch die Eltern wurden die Jugendlichen in ihrer Autonomieentwicklung gebremst und waren darum psychologisch unreifer als andere Jugendliche und wurden auch weniger gemocht.
Joseph Allen, Professor für Psychologie an der University of Virginia, erklärt, dass der Versuch der Eltern, ihre Kinder zu einer erfolgreichen Anpassung zu führen, das Potenzial habe, die Entwicklung auf eine fundamentale Art und Weise zu behindern, die nicht leicht zu reparieren sei.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Child Development veröffentlicht.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via eurekalert.org