Kunst gucken macht glücklich
Studie: Schon der Anblick von bildender Kunst - ob im Museum oder im Krankenzimmer - kann das Wohlbefinden steigern
Wer sich gerne kreativ betätigt, weiß, wie glücklich das machen kann. Auch die Forschung hat dem aktiven Herstellen von Bildern, Skulpturen oder anderen Kunstwerken schon lange eine förderliche Wirkung für das emotionale und psychische Wohlbefinden attestiert. Ziemlich unerforscht ist dagegen, was das bloße Betrachten von Kunst mit uns macht. Die bisherigen Erkenntnisse waren verstreut und zum Teil widersprüchlich. Eine neue Metastudie hat nun Daten aus 38 Studien mit 6.805 Teilnehmer:innen zusammengefasst, die zeigen, dass schon das Betrachten von Kunst das Wohlbefinden verbessert und durch welche psychologischen Prozesse dies geschieht.
Den stärksten Einfluss hat das Betrachten von Kunst laut den Wissenschaftler:innen auf das Gefühl von Sinn- und Zweckhaftigkeit und die persönliche Entwicklung. "Kunst wird oft als Luxus betrachtet, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Betrachten von Kunst - sei es im Rahmen der eigenen Hobbys oder durch gezielte Intervention - das Wohlbefinden erheblich fördern kann", so MacKenzie Trupp, Hauptautorin von der Universität Wien. "Unsere Erkenntnisse eröffnen spannende Möglichkeiten, Kunst in alltägliche Umgebungen und in Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu integrieren."
Wie Kunst das Wohlbefinden steigert
Die Teilnehmer:innen aus den untersuchten Studien beschäftigten sich auf unterschiedliche Weise mit Kunst, dazu gehörten individuelle Betrachtungen, geführte Sitzungen und reflektierende Aufgaben wie Tagebuchführung, emotionale Bewertung oder Diskussion. Oft gab es eine Kombination aus Kunstbetrachtung und sogenannten "Begleitaktivitäten" wie geführter Reflexion oder kreativen Übungen. Die Reflexionsstrategien wurden dabei am häufigsten eingesetzt, was eine zentrale Rolle bei der Erzielung positiver Effekte spielen könnte.
Die Forscher:innen fanden insgesamt fünf Ebenen, auf denen sich zeigt, dass Kunst das Wohlbefinden steigert. Auf der Gefühlsebene zeigt sich eine Regulierung von Emotionen und das Erleben von Freude. Auf der Vernunftebene werden Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen angesprochen: Kunst kann zum Nachdenken anregen oder die Neugierde wecken. Auch auf sozialer Ebene werden positive Auswirkungen sichtbar: gemeinsame Kunsterfahrungen können Verbindungen fördern und das Gefühl der Isolation verringern. Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung haben sie hervor, dass die Auseinandersetzung mit Kunst persönliche Reflexion, Identitätsstärkung und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit fördert. Kunst trage schließlich auch zu einer besseren emotionalen Bewältigung und Wiederherstellung bei, insbesondere in klinischen oder stark belastenden Umgebungen.
Kunst trifft Gesundheit
Während die Vorteile des Kunstschaffens gut dokumentiert sind, hebt diese Studie das ungenutzte Potenzial des Betrachtens von Kunst als Ressource für das Wohlbefinden hervor. Da Kunst bereits in öffentlichen und privaten Räumen präsent ist, könnte sie gezielter als kostengünstiges, zugängliches Instrument für die psychische Gesundheit eingesetzt werden. Die Forschenden empfehlen darum Entscheidungsträger:innen, Pädagog:innen und Gesundheitsdienstleister:innen, diese Erkenntnisse bei der Gestaltung zukünftiger Räume und Programme zu berücksichtigen.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 24. April 2025