Kurven statt Ecken
Runde Räume werden schöner gefunden
Wenn etwas rund läuft, läuft es gut. Und wenn etwas rund ist, ist es perfekt. Auch die Erde ist rund, die Sonne, der Apfel, Münzen, Blütenblätter und meist auch der menschliche Körper. Kurven, Kreise, Rundungen sind also etwas, das dem Menschen und den Dingen, die er schön findet und liebt, genau entspricht.
Doch da wo er sich am häufigsten aufhält, nämlich in geschlossenen Räumen, ist fast immer alles eckig. Das Gebäude, seine Türen und Fenster, der Flur, der Raum selbst, der Tisch darin und das Bild an der Wand. Warum eigentlich?
Ganz offensichtlich werden runde Räume nämlich viel schöner gefunden als eckige, die Rundungen verursachen sogar verstärkt positive Aktivitäten im Gehirn. Das haben die Psychologen Helmut Leder und Marcos Nadal von der Universität Wien zusammen mit einem internationalen Team aus Kanada und Dänemark herausgefunden.
Weil wir den Großteil unsereres Lebens in Innenräumen verbringen, bei den AmerikanerInnen sind es annähernd 90% ihrer Zeit, wollten sie untersuchen, wie uns die Innenarchitektur beeinflusst: "Wir stellten uns die Frage, ob die ästhetischen Prinzipien, die bestimmen, wen, welche Dinge oder Kunstwerke wir ästhetisch ansprechend finden, auch bei der Beurteilung von Architektur eine Rolle spielen oder ob hier andere, eher nützliche Kriterien im Vordergrund stehen. Und natürlich interessiert uns, ob und wie das in der direkten Hirnaktivität ablesbar ist", erklärt Helmut Leder.
Aus vorangegangenen Studien der Arbeitsgruppe um Helmut Leder ist bereits bekannt, dass runde Formen häufig gut gefallen. In der neuen Studie wurden nun Versuchspersonen gebeten, Bilder von Innenräumen nach ihrer Schönheit zu beurteilen. Es wurde auch abgefragt, ob die ProbandInnen die Räume gern betreten wollten. Die Räume variierten in der Form – eher rund oder eckig – sowie in Höhe und Offenheit (z.B. Fenster). Die Auswertung ("schön – nicht schön") zeigte einen eindeutigen Effekt: Räume mit runden Formen wurden als deutlich schöner beurteilt.
Und tatsächlich: Die Analysen der Hirnaktivität ergaben, dass die Betrachtung der runden Räume mit verstärkter Aktivität von Hirnregionen, denen man eine Belohnungsfunktion und generell angenehme Gefühle zuschreibt, einherging. Allerdings hatte die Formgebung keinen Einfluss darauf, ob die Räume lieber betreten werden wollten.
Es ist also nicht so, dass wir runde Räume lieber mögen, weil uns die eckigen Räumen irgendwie an spitze und gefährliche Gegenstände denken lassen und darum gefährlich erscheinen.
Wir mögen es halt einfach lieber rund. Das muss jetzt nur noch einer den ArchitektInnen (und gerne auch den Modedesignern ;-)) erklären.
Die Ergebnisse der Studie erscheinen in der aktuellen Ausgabe der renommierten Zeitschrift "Proceedings of National Academy of Sciences" (PNAS).
Was sollte bei dir alles rund sein?
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung; Bild: LizzyNet, amel - Stand: 11. Juni 2013