Studie: Überraschungen können dabei helfen, Einstellungen zu verändern und andere Menschen zu beeinflussen
Eine unerwartete Einladung, ein Brief von einer Freundin, die wir lange nicht gesehen haben oder ein unangekündiger Besuch - Überraschungen erregen unsere Aufmerksamkeit und wecken unsere Emotionen, aber sie können auch noch mehr. Wie Jeffrey Loewenstein, Professor für Betriebswirtschaft am Gies College of Business in Illinois herausfand, können Überraschungen auch dabei helfen, Einstellungen zu verändern und andere Menschen zu beeinflussen.
"Es gibt viele Menschen, die Überraschung als emotionalen Ausdruck sehen", sagte Loewenstein. "Man kann sich leicht den Gesichtsausdruck von jemandem vorstellen, der überrascht wird. Aber sie erzeugt nicht nur diese emotionale Reaktion, sie ist auch ein Anstoß zum Lernen und eine Erfahrung, die die Menschen gerne mit anderen teilen. Wenn man diese Effekte zusammenfügt, wird die Überraschung zu einem mächtigen Werkzeug des sozialen Einflusses."
Wenn wir eine Überraschung erleben, will man über diese Erfahrung am liebsten sofort mit anderen reden. Das kennen wir, wenn wir zum Beispiel Filme mit einer unerwarteten Wendung gesehen haben. Und weil sich Geschichten, Bilder oder Musik so gut verbreiten lassen, kann das Teilen einer Überraschung einen großen gesellschaftlichen Einfluss ausüben, so Loewenstein.
"Eine große Wendung ist eine Überraschung, weil man sie nicht erwartet hat. Das kann auch ein starkes emotionales Erlebnis sein. Und wenn man etwas lernt, was wirklich etwas mit einem zu tun hat, wollen wir das mit anderen Menschen teilen. Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass Geschichten, die starke emotionale Reaktionen wie Wut, Ekel oder Erstaunen hervorrufen eher weitererzählt werden als neutrale oder sachliche Inhalte. Überraschung hat also den gleichen Effekt wie andere starke emotionale Erfahrungen."
Die Kombination aus neuen Informationen und Überraschung verbreite sich auch schnell über ganze Netzwerke. Das führe nicht nur zu individuellen Auswirkungen auf Einstellungen, sondern habe auch "kollektive Auswirkungen auf kulturelle Inhalte", so die Studie.
"Wenn man jemandem sagt, was er erwartet, dann kann er leicht abschalten, weil er denkt 'keine neuen Informationen, weiß ich schon, ist nicht wichtig, dass ich mich darum kümmere'", erklärt Loewenstein. Verlasse man hingegen diesen ausgetretenen Pfad, setze man das Signal, dass es da etwas gibt, worauf man achten sollte. Und das sei in unserer heutigen informationsreichen Umgebung besonders wichtig.
Einen solchen Überraschungsmoment kann man laut Loewenstein auch dazu nutzen, Einstellungen zu verändern oder Vorurteile abzubauen. Habe man erstmal die Aufmerksamkeit erregt, könne man der Überraschung neue Informationen hinterherschicken, die zum Nachdenken anregen, weil die Leute sich geöffnet haben. Und ein Neben-Effekt sei, dass man nicht nur diese eine Person erreiche, sondern diese auch noch zum Botschafter macht, weil sie ihre überraschende Erfahrung mit anderen teilen wolle. "Überraschung ist ein Kraftmultiplikator für die Kommunikation", so der Wissenschaftler.
Was überraschte Emotionen erzeugt, müsse aber nicht zufällig sein. Laut Loewenstein gibt es vorhersagbare Methoden oder Muster, um Überraschungen zu erzeugen. "Es klingt unlogisch, aber als Kommunikator kann man Überraschungen erschaffen und planen", sagte er. Das beste Beispiel dafür sei die professionelle Komikerin oder der Zauberer - beide seien "professionelle Überraschungsingenieure". "Ein Magier erschafft eine Situation, in der man glaubt, alles zu sehen, was passiert. In Wirklichkeit übersieht man aber die kritischen Stellen. Das Erstaunliche ist, dass man damit rechnet, dass man etwas zu sehen bekommt, was man nicht erwartet hat - und sie überraschen einen trotzdem." Offenbar kann jeder und jede Überraschungen basteln - zumindest können wir es lernen und so unseren Einfluss vergrößern - wenn wir das wollen ...
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 5. April 2018