Liebesglück durch Gene?
Forschung: Eine bestimmte Genvariante sorgt dafür, dass wir uns in unserer Beziehung weniger unsicher fühlen und den oder die Partner_in wohlwollender betrachten
Achtung jetzt wirds unromantisch: Wir verdanken unser Liebesglück nicht nur dem perfekten Augenblick, dem Schicksal oder der einen für uns perfekten Person, sondern wahrscheinlich auch unseren Genen. Unter anderem könnte ein Gen mit dem eher unromantischen Namen CD38 hier eine größere Rolle spielen. Das haben Forscher_innen um Jennifer Bartz von der kanadischen McGill University herausgefunden. Die Forscher_innen untersuchen, welche biologischen Mechanismen unser Zusammenleben beeinflussen. Weil enge Beziehungen für das Überleben des Menschen sehr bedeutsam waren und sind, gehen die Forscher_innen davon aus, dass sich im Laufe der Geschichte solche biologischen Mechanismen herausgebildet haben, die das Zustandekommen und Bestehen von menschlichen Beziehungen fördern. Oxytocin etwa, ein Hormon, das auch als „Kuschelhormon“ bekannt ist, hat solche Auswirkungen. Es wirkt stressregulierend und verschafft angenehme Zustände, die von Vertrauen, Ruhe und Liebe geprägt sind. Ein Gen, das wiederum je nach seiner Ausprägung mit der Ausschüttung von Oxytocin in Zusammenhang gebracht wird, könnte demnach auch auf Beziehungen eine Wirkung haben.
Die Forscher untersuchten also die These, ob eine bestimmte Genvariante in heterosexuellen Beziehungen für ein größeres Liebesglück sorgen könnte. Sie ließen rund 100 heterosexuelle Paare ein Beziehungstagebuch führen, in dem sie über 20 Tage lang täglich eintragen mussten, wie sie den Partner/ die Partnerin, die Interaktionen untereinander, Streitereien und die jeweilige Beziehungsanpassung empfanden.
Außerdem wurden bei den Paaren die jeweiligen Genvarianten von CD38 erfasst. Dabei zeigte sich, dass eine bestimmte Variante, die die Forscher_innen als CC bezeichneten, dazu führten, dass die jeweilige Person mehr Gemeinschaftsverhalten in der Beziehung beobachtete, höhere Werte in der Beziehungsanpassung berichtete und allgemein weniger Unsicherheiten im Zusammenleben mit dem oder der Parter_in empfand. Weil nicht nur das eigene Verhalten davon beeinflusst wird, sondern auch die Wahrnehmungen des Gegenübers, spielt es auch kaum eine Rolle, ob das Gegenüber auch diese friedlich stimmende Variante in sich trägt.
Für die Forscher_innen machen die Ergebnisse deutlich, dass CD38 nicht nur bei Nagern, wo das bereits untersucht wurde, sondern auch beim Menschen Einfluss auf das tägliche Zusammenleben in einer romantischen Beziehung haben kann. Damit hat es natürlich auch auch Einfluss auf die gesamte Beziehung.
Wie genau die Genvariante mit dem Oxytocin zusammenhängt und welche anderen genetischen Faktoren das Beziehungsgefüge beeinflussen, ist noch unklar.
Weil ihr selbst wohl kaum herausfinden werdet, ob ihr oder euer Schatz welche Genvariante in sich trägt, müsst ihr euch auch weiterhin auf euer Bauchgefühl verlassen und darauf hoffen, dass es euch nicht trügt. Eine überaus interessante Erkenntnis ist aber, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, dass der oder die andere perfekt ist, sondern dass ihr es so wahrnehmt.
Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Nature Scientific Reports veröffentlicht.
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Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. August 2020