Liebesnester im Oberstübchen

Studie untersucht, wo im Gehirn die Liebe wohnt

Auch wenn wir unsere Liebsten ständig mit Herzchen überschütten, als aufgeklärte Menschen wissen wir, dass das Gefühl Liebe - rein physisch gesehen - nicht im Herzen, sondern im Gehirn beheimatet ist. Aber wo genau dort? Sitzt es an der gleichen Stelle wie sexuelles Verlangen? Eine internationale Studie versucht nun, dieses Rätsel zu lösen.

Zusammen mit Kollegen in den USA und der Schweiz analysierte Jim Pfaus, Professor für Psychologie an der Concordia University, die Ergebnisse aus 20 separaten Studien, die die Gehirnaktivitäten von Probanden untersuchten, die entweder erotische Bilder oder Fotos von engen Bezugspersonen anschauten. Durch die Bündelung dieser Daten waren die WissenschaftlerInnen in der Lage, eine vollständige Karte der Gehirnareale zu zeichnen, in denen sich die Gefühle Liebe und Begehren abspielen. Dabei entdeckten sie, dass Liebe und sexuelle Lust zwar verschiedene Bereiche aktivieren, diese aber zusammenspielen.

Während das sexuelle Verlangen Hirnareale (Striatum) aktiviert, die auch durch andere angenehme Dinge wie zum Beispiel Essen gereizt werden, findet die Liebe quasi in einer "Nebenkammer" statt, dort wo das Gehirn Vorgänge mit Belohnung oder Freude verknüpft. Man kann also von einer Entwicklung von Lust zur Liebe sprechen.

Interessanterweise passieren diese "Liebesspiele" in den gleichen Hirnarealen, die auch mit Drogenabhängigkeit in Zusammenhang stehen. Für Pfaus nicht verwunderlich, denn Liebe sei eigentlich nur eine Gewohnheit, an deren Anfang sexuelles Verlangen steht, das am Ende erfüllt wird und dann im Belohnungszentrum bewertet würde. Nicht anders funktioniere das Gehirn, wenn Menschen süchtig nach Drogen würden.

Aber selbst wenn die Liebe nichts weiter ist als eine "Gewohnheit", stark ist sie dennoch, denn sie aktiviert verschiedene Signalwege im Gehirn, die mit Monogamie und Paarbindung in Verbindung stehen. "Während sexuelles Verlangen ein sehr konkretes Ziel hat, ist Liebe abstrakter und komplexer, so dass sie weniger abhängig von der physischen Präsenz eines anderen ist", erklärt Pfaus.

"Niemand hat jemals diese beiden Hirn-Areale zusammen angeschaut, um die Aktivierungsmuster zwischen Liebe und Sex zu erforschen", sagt Jim Pfaus. "Wir wussten nicht, was uns erwartet; es hätte auch sein können, dass die beiden Hirnregionen völlig getrennt voneinander existieren. In Wirklichkeit it es aber so, dass Liebe und Leidenschaft miteinander verbundene Areale im Gehirn aktivieren."

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Autorin / Autor: Redaktion/eurekalert.de - Stand: 21. Juni 2012