Lüg´ doch mal wieder!
Studie: Warum höfliche Schwindeleien gut für die Gesellschaft sind
Wir wissen alle, dass man eigentlich nicht lügen sollte. Denn jede Lüge, die unsere Lippen verlässt, erschüttert die Grundlage sozialen Miteinanders: das Vertrauen, das andere Menschen in uns setzen. Nichtsdestotrotz tun wir es immer wieder: Eine kleine Notlüge hier, eine kleine Ausrede dort und schon haben wir uns durch den Tag geflunkert.
*Kleine Lügen erhalten die Freundschaft*
Am häufigsten verschleiern wir die nackte Wahrheit bewusst, um andere Menschen nicht zu verletzen. Diese Art von Lügen bezeichnet man als „weiße“ bzw. prosoziale Lügen. Bei diesen höflichen Schwindeleien will man sein Gegenüber schützen, ihm Unangenehmes ersparen und die Beziehung zu ihm nicht gefährden. Da diese Lügen also auf das Wohl des Anderen ausgerichtet sind, werden sie gesellschaftlich akzeptiert. Anders als Lügen, die rein egoistisch sind und nur dazu dienen, sich auf Kosten anderer einen Vorteil zu verschaffen. Sie beeinflussen das Vertrauen zu unseren Mitmenschen negativ und gelten daher als potenziell beziehungsstörend.
Laut Wissenschaftlern der Aalto University School of Science sind „weiße“ Lügen wichtig, um Gesellschaften und soziale Netze stabiler zu machen. Dieses haben sie in einer Studie mit Hilfe eines sozialen Netzwerkmodelles belegt. Dafür konstruierten sie ein verflochtenes Netz von virtuellen Personen. Die Forscher testeten, was passiert, wenn ein Teil oder alle Personen entweder ständig prosoziale oder antisoziale Lügen verbreiten. „Damit wollten wir herausfinden, wie Lügen auf der Ebene der Zweier-Beziehung die Struktur und den Zusammenhalt ganzer Netzwerke beeinflussen", erklären die Forscher.
*Prosoziales Lügen gut für die Gesellschaft*
Das Ergebnis: "Weiße" Lügen wirken sich tatsächlich völlig anders auf das soziale Netzwerk aus als egoistische Schwindeleien. Logen die virtuellen Personen prosozial, dann nahmen zwar einige Bindungen im Netzwerk ab, andere hingegen wurden umso stärker. Im Laufe der Zeit bildeten sich so immer mehr kleine Untergruppen aus eng miteinander verbundenen Personen. Anders sah es dagegen bei den antisozialen, egoistischen Lügen aus: Mit zunehmender Anzahl der Lügner begann das Netzwerk schnell auseinander zu fallen. Im Extremfall – wenn alle logen – waren am Ende fast alle Personen komplett isoliert, das Netzwerk war zerstört.
"Das zeigt, dass nicht alle Lügen schlecht sind oder sozial destruktiv – ganz im Gegenteil", so Studienautor Gerardo Iñiguez. „Prosoziale Lügen können sogar die Komplexität und Bindungen in einem Netzwerk erhöhen." Nach Ansicht der Forscher bedeutet dies, dass ein gewisser Anteil "weißer" Lügen in unserer Gesellschaft tatsächlich von Nöten scheint, um sie reibungslos funktionieren zu lassen.
Also, wenn ihr euch dabei erwischt, wie ihr ab und zu höflich schwindelt, müsst ihr kein schlechtes Gewissen haben: Ihr tragt dazu bei, eure Beziehungen und auch die Gesellschaft, in der ihr lebt, stabiler und komplexer zu machen.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / EG - Stand: 31. Juli 2014