Machen Lügen kreativ?
Studie: Wer gegen Regeln verstößt, denkt unkonventioneller
Kreativität und Schwindelei, sind das etwa zwei Seiten einer Medaille? Francesca Gino von der Harvard Business School und ihre KollegInnen glauben ja. Regeln sind da, um sie zu brechen, weiß der Volksmund. Regelverstöße liegen aber nicht nur unehrlichem Verhalten zugrunde, sondern sie sind auch die Wurzel kreativen Verhaltens. Denn Kreativität beinhaltet ja gerade, dass man bekannte Wege verlässt und althergebrachte Regeln ("das haben wir schon immer so gemacht") bricht, um neue Wege zu beschreiten.
Die ForscherInnen wollten nun überprüfen, ob Mogeleien und Kreativität vielleicht sogar so eng zusammenhängen, dass das eine das andere verstärkt. Sie entwickelten fünf verschiedene Versuche, in denen Testpersonen erst (indirekt) zum Schummeln angeregt wurden und anschließend kreative Aufgaben lösen mussten. So sollten sie etwa bestimmte Rechenaufgaben lösen und anschließend angeben, wieviele sie richtig gelöst hatten. Für die Anzahl (angeblich) richtiger Aufgaben wurden sie materiell belohnt, was den einen oder die andere zum Schummeln animierte. Anschließend wurden sie in Wortfindungsspielen auf ihre Kreativität getestet. Und siehe da, wer im Rechentest die eigene Leistung beschönigt hatte, konnte sich über einen Kreativitätsschub beim Wortfindungsspiel freuen.
Die ForscherInnen glauben, dass Menschen sich möglicherweise ermutigt fühlen, abseits bekannter Wege zu denken, wenn sie sich ohnehin schon von der Regeltreue verabschiedet haben.
In der vorausgegangenen Forschung haben sich WissenschaftlerInnen überwiegend damit befasst, was Menschen zu Unehrlichkeit verführt. Dabei hat ein Forscher zum Beispiel zeigen können, dass unkonventionelles Denken leicht zu unethischen Entscheidungen führen kann. Gino und ihre Kolleginnen haben das Thema in ihrer Studie einfach umgedreht: machen unethische Entscheidungen oder unethisches Verhalten kreativ? In ihren Ergebnissen erkennen die WissenschaftlerInnen eine mögliche Erklärung dafür, warum unehrliches Verhalten in unserer Gesellschaft so verbreitet ist: indem wir unehrlich sind, bekommen wir auch einen kreativen Schub, der uns wiederum besonders kreative Ausreden für unser unmoralisches Verhalten ermöglicht.
Ob diese Studie die Schlussfolgerung erlaubt, dass Mogeln in bestimmten Fällen - etwa vor der Lösung kreativer Aufgaben - sinnvoll ist, ist fragwürdig. Aber vielleicht versucht ihr es einfach mal mit einer kreativen Variante von Trick 17: Beschummelt euch selbst, dann schadet ihr niemandem und könnt trotdzem vom Kreativitätsschub der Unehrlichkeit profitieren. Und wenn das klappt, dann findet ihr sicher eine/n interessierte/n ForscherIn, der/die sich des Phänomens annimmt ;-).
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. Februar 2014