Macht macht groß
Studie: "Mächtige" Personen überschätzen ihre eigene Körpergröße
Wenn wir uns jemanden zum Vorbild nehmen, heißt es, wir blicken zu ihm hinauf. Manche Menschen scheinen sich allerdings größer vorzukommen als sie tatsächlich sind. Wie eine Studie der Washington und Cornell University zeigt, überschätzen mächtige Menschen schon mal ihre Körpergröße.
Michelle Duguid und Jack Goncalo konstruierten mehrere Studien, die zeigen sollten, ob Macht die Selbstwahrnehmung beeinflusst. Im ersten Experiment teilten sie die 68 TeilnehmerInnen in drei Gruppen auf. Zunächst maßen die ForscherInnen die Körpergröße der Freiwilligen. Anschließend sollten sie sich in unterschiedliche Situationen hineinversetzen und diese aufschreiben. Die TeilnehmerInnen der ersten Gruppe sollten von einem Alltagserlebnis berichten, in der sie Macht über eine andere Person hatten. Gruppe 2 sollte sich in eine unterwürfige Lage hineinversetzen und die dritte Gruppe blieb neutral. Nach dieser Übung zeigten die ForscherInnen allen Probanden einen Pfahl, der jeweils 20 Inches größer war als sie selbst. Sie sollten einschätzen, wie groß der Pfahl im Verhältnis zu ihnen war. Und siehe da: Gruppe 1, die sich zuvor in eine mächtige Position hineinversetzt hatte, schätzte den Pfahl durchschnittlich um 6 Inches kleiner ein als die Gruppe der „Unterwürfigen“. Die TeilnehmerInnen der ersten Gruppe fühlten sich also verhältnismäßig größer als sie waren, während die zweite Gruppe sich kleiner machte.
Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in weiteren Experimenten. So wurden 100 TeilnehmerInnen in einem Rollenspiel aufgefordert, entweder die Rolle des Managers oder die des Arbeitnehmers einzunehmen. Bei der anschließenden Abfrage der eigenen Körpergröße neigten die vermeintlichen Führungskräfte zum Flunkern und machten sich ein Paar Zentimeter größer, während die ArbeitnehmerInnen bei der "Wahrheit" blieben.
In einem dritten Versuch sollten sich die diesmal 98 TeilnehmerInnen wie im ersten Experiment in eine mächtige oder unterwürfige Situation hineinversetzen. Anschließend wurden sie gebeten, in einem Computerspiel einen Avatar zu erstellen, der ihnen möglichst ähnlich sieht. Neben dem Geschlecht des Avatars konnten sie auch dessen Größe auf einer Skala von 1 (klein) bis 7 (sehr groß) bestimmen. Und auch hier: diejenigen, die sich mächtig fühlten, machten sich größer als diejenigen, die sich zuvor in eine unterwürfige Lage versetzt hatten.
Macht verändert anscheinend in einigen Fällen tatsächlich die Selbstwahrnehmung. So kann sich wohl auch der/die Kleinste größer machen, als er/sie tatsächlich ist.
Die Studie erscheint im Fachjournal "Psychological Science".
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Oktober 2011