Das Cover in rosa-pink, darauf der Umriss eines (überdimensionierten) Smartphones. Darin, als wäre es das Hintergrundbild des Phones, zwei Mädchen, die sich umarmend auf einem Skatebord sitzen, Grimassen schneiden, als posierten sie noch für das Foto. Überall auf dem Cover verteilt Emoticons – Smileys, Herzchen, Affen – man kennt sie von, na?, WhatsApp.
So auch der Titel zu Bärbel Körzdörfers etwas ungewöhnlichem Jugendbuch: „Mädchen auf WhatsApp“. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, worauf ich mich mit diesem Buch eigentlich einlasse, und das war mir auch relativ egal – was mich wirklich reizte, dieses quietschrosa Buch zu lesen, war die Art, wie es geschrieben ist, die Tatsache, dass es sich hier um einen so genannten Chatroman handelt. Hatten wir das nicht schon? So werden jetzt vielleicht diejenigen fragen, die sich an „PinkMuffin@BerryBlue“ oder „Im Pyjama um halb vier“ erinnern. In der Tat. Chatroman, so ganz neu ist das nicht, und was spielt es da schon für eine Rolle, ob es sich jetzt um einen E-Mail-Chat, einen Facebook-, oder eben um einen WhatsApp-Chat handelt?
Zunächst einmal, E-Mails sind noch sehr nah einem klassisch erzählendem Fließtext, ähnlich Briefromanen. Sie können mitunter sehr lang ausfallen – viel länger als jemals jemand bei Facebook oder WhatsApp schreiben würde. Und worin besteht jetzt der Unterschied zwischen „FB“ und „WA“? Klar, die Chatverläufe sind wohl ähnlich, in Länge und Informationsmenge, aber mir persönlich scheint es, als wäre der Emoticongebrauch auf WhatsApp wesentlich umfassender als auf Facebook. Ein Unterschied, ein anderer wäre etwa das Versenden von Bildern – auf WA viel einfacher als via Facebook, will man die Bilder nur einer einzigen Person zukommen lassen.
Genau das sind auch die Punkte, die Bärbel Körzdörfer in ihren neuen Jugendroman mit eingebunden hat – Emoji und Bilder, ob Screenshot, Foto,… alles taucht einmal auf. Widmen wir uns jetzt einmal näher dem Inhalt. In „Mädchen auf WhatsApp“ verfolgt der Leser den WA-Chatverlauf zweier Mädchen, Marie-Lin und Manou. Die beiden sind unzertrennlich, beste Freundinnen eben, und tauschen sich auf WhatsApp über alles Mögliche aus. Schule, Familie und (natürlich) die Liebe.
Da der Chat nur ab und an von Sternchen unterbrochen wird, die das Ende einer Konversation markieren, nicht aber mit Zeitangaben versehen ist, finde ich es persönlich schwer, ein Gefühl für den zeitlichen Verlauf des Romans zu bekommen. Auch erschienen mir viele Stellen ein wenig unglaubwürdig, da ich niemanden kenne, der seiner besten Freundin auf WhatsApp so förmliche und grammatikalisch korrekte Nachrichten schreibt, und leider muss ich ebenso bemängeln, dass es mir, obwohl es sich ja eigentlich um einen doch recht intimen Teil des Lebens zweier Teenimädchen handelt, nicht gelungen ist, ein richtiges Bild der Protagonistinnen zu erhalten. Es ist eben, wie es ist, wenn man einen fremden Chatverlauf liest. Man sieht zwar, was die Personen schreiben, kriegt aber kein echtes Gefühl dafür, welche Stimmung, welche Person dahinter wirklich steckt.
Das mag nun nach viel Kritik klingen, dennoch würde ich „Mädchen auf WhatsApp“ weiterempfehlen. Warum? Ohne mehr vom Inhalt verraten zu wollen, es ist ein Buch übers Leben, oder viel mehr, ein Ausschnitt aus zwei Leben. Es wird von Angst und Hoffnung erzählt, Glück und Pech, Liebe und wahre Freundschaft, kurz, wie das Leben so ist.
*Erschienen bei Baumhaus Verlag*
Autorin / Autor: cheshirekitty - Stand: 26. April 2016