Wie Mädchenfußball gefördert werden kann
Studie: Schulsport bietet zuviel klassische "Mädchensportarten" an
Fußball wird nicht erst seit der Frauen-Fußball-WM bei Mädchen immer beliebter. Bei einer Befragung von 888 bayerischen Vereinen mit Jugendfußballangebot hat Professor Heinz Reinders von der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Bayerischen Fußball-Verband heraus gefunden, dass sich aus Sicht der Vereinsmitarbeiter immer mehr Mädchen für Fußball interessieren und begeistern. "Sie wollen Fußball spielen; allerdings könnten sowohl Schule als auch Eltern die zukünftigen Kickerinnen noch besser unterstützen." heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung der Uni.
Nur 11,9 Prozent der Vereinsmitarbeiter hatten in der Befragung angegeben, dass sich Mädchen aus ihrer Sicht nicht für Fußball interessieren würden. Und verschwindende 1,1 Prozent hängen am veralteten Klischee, dass Mädchen körperlich zu schwach seien, um Fußball zu spielen. Allerdings hatten sieben Prozent den Eindruck, dass sich Mädchen nicht ernst genommen fühlen. Zwei Drittel der Vereinsvertreter beklagten in der Studie, dass der Schulsport die Mädchen leider nicht für Fußball begeistert, und über die Hälfte (55 Prozent) hatten den Eindruck, dass die Eltern noch Vorbehalte gegenüber dem Frauen-und Mädchenfußball hegen.
*Schule bietet immer noch klassische Mädchensportarten an*
„Zumindest aus Vereinssicht scheinen die Mädchen in der Schule immer noch klassische ‚Mädchensportarten’ zu betreiben“, kommentiert Studienleiter Professor Reinders, Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg, das Ergebnis. Dr. Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) erklärt dazu: „Fußball hat besonders in den Grundschulen noch nicht den Stellenwert, den er in den Augen der jungen Menschen und der Gesellschaft insgesamt hat.“
*Mehr Werbung für Mädchenfußball*
Aber auch die Vereine sehen sich in der Pflicht. Über 50 Prozent geben an, dass es an Mädchenfußball-Angeboten in den Vereinen fehlt und mehr Werbung für Mädchenfußball gemacht werden müsse. 60 Prozent der Jugendleitungen halten den Mangel an Trainerinnen für eine unnötige Hürde beim Zugang von Mädchen zum Fußball.
*Pro Verein spielen durchschnittlich 17 Mädchen Fußball*
Nachdem der Bayerische Fußball-Verband die Zahl der Frauen-und Mädchenmannschaften von 1089 (2005) auf 2011 im Jahr 2011 annähernd verdoppeln konnte, spielen aktuell im Durchschnitt pro Verein 17 Mädchen Fußball. Allerdings zählen über die Hälfte der Klubs noch weniger als zehn Mädchen in ihren Jugendmannschaften. „Es gibt aber auch richtige Highlights unter den Vereinen, 20 Prozent haben mehr als 30 aktive Spielerinnen. Diese Vereine fördern explizit den Mädchenfußball durch eigene Abteilungen und Mädchenteams und sind damit im sportlichen und im sozialen Bereich sehr erfolgreich“, erläutert Reinders.
*Kaum Mädchen mit Migrationshintergrund*
Fast 90 Prozent der Befragten berichten von einem sehr guten sozialen Miteinander in ihrem Verein. Schwer tun sie sich allerdings bei der Einbindung von Mädchen mit Migrationshintergrund (1,3 Migrantenmädchen pro Verein). Knapp zwei Drittel sehen den Grund im Mangel an Betreuerinnen mit Migrationshintergrund.
Um die Zahl qualifizierter Trainerinnen im Frauen-und Mädchenfußball zu erhöhen, geht der Bayerischen Fußball-Verband (BFV) aktiv auf ehemalige Auswahlspielerinnen zu und versucht diese für eine Trainerausbildung beim BFV und eine anschließende Tätigkeit im Verein zu gewinnen. Mit Schnuppertrainings-Angeboten und Schulkooperationen will der BFV noch mehr Mädchen für den Fußball gewinnen.
Mehr Infos zur Studie und zur Kampagne "Pro Amateurfußball" im Netz