Maskierte Mimik

Psychologische Studie zur Lesbarkeit von Emotionen in Gesichtern mit Masken

Wir lesen in Gesichtern. Wir erkennen Angst, Wut und Freude, können meist zuverlässig deuten, ob jemand uns freundlich gesonnen oder aggressiv entgegentritt. Zu Corona-Zeiten ist die Gesichter-Leserei allerdings erschwert. Denn wer kann schon erkennen, was hinter all den Masken steckt, die in Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln und bei zahlreichen anderen Gelegenheiten getragen die Gesichter ihrer Träger_innen zu zwei Dritteln verbergen?

Wie und ob Masken die soziale Interaktion behindern und ob dies Menschen die Masken noch mehr verleiden als sie es ohnehin schon tun, hat der Wahrnehmungspsychologe Prof. Dr. Claus-Christian Carbon von der Universität Bamberg in einer kleinen experimentellen Studie untersucht.

Claus-Christian Carbon testete systematisch, wie Gesichtsmasken die Lesbarkeit von Emotionen beeinflussen. An der Studie nahmen 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 18 und 87 Jahren teil. Sie bewerteten die emotionalen Ausdrücke von zwölf verschiedenen Gesichtern. Jedes Gesicht wurde zufällig mit sechs verschiedenen Ausdrücken dargestellt: wütend, angewidert, ängstlich, glücklich, neutral und traurig. Dabei waren die Gesichter vollständig sichtbar oder teilweise von einer Gesichtsmaske bedeckt. Insgesamt erhielt jede teilnehmende Person 144 Gesichtsstimuli. „Wenn Gesichter mit Masken bedeckt waren, wurde das emotionale Lesen der Studienteilnehmer_innen stark beeinträchtigt“, fasst Claus-Christian Carbon zusammen.

Der Wissenschaftler erklärt: „Die Teilnehmenden erkannten Emotionen weniger genau und vertrauten ihrer eigenen Einschätzung seltener. Spannend in diesem Zusammenhang ist vor allem, dass es zu charakteristischen Fehlinterpretationen von einzelnen Emotionen kam.“ Beispielsweise schätzten Teilnehmer_innen einen deutlich angewiderten Gesichtsausdruck mit Maske als wütend ein. Einige Emotionen, wie Glück, Trauer und Wut, bewerteten sie als neutral. „Der emotionale Zustand wurde also gar nicht mehr wahrgenommen“, so der Wahrnehmungspsychologe, der als Konsequenz empfiehlt: „Wir können die Unfähigkeit, Emotionen zu lesen, ausgleichen. Zum Beispiel können wir vermehrt Körpersprache, Gesten und mündliche Kommunikation einsetzen, um weiterhin effektiv sozial interagieren zu können.“

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 4. Juni 2020