Corona-Schock: Alle Schulen sind geschlossen. Miriam erzählt, wie ihr "Homeschooling" abgelaufen ist und welche Erkenntnis sie daraus gezogen hat
Es war Freitag, der 13. März. Am Vormittag hatte ich gerade eine Geschichtsarbeit geschrieben. Eigentlich bin ich nicht abergläubig. Doch dann geschah etwas nie Dagewesenes: die restlichen Bundesländer, die ihr Schule noch nicht geschlossen hatten, zogen nach und somit waren die Schule in ganz Deutschland geschlossen. Meine erste Reaktion war Angst.
Angst vor dem, was noch kommen würde, wenn schon die Schulen, eine der wichtigsten Institutionen, geschlossen waren. Corona war unberechenbar. Für jemanden wie mich, der Mathe und Logik liebt und immer alles berechnet, war das eine ungewöhnliche Situation. Doch irgendwann wollte ich nicht mehr die ganze Zeit nur Angst haben, denn wenn Corona mich erreichen würde, würde es keinen Unterschied machen, ob ich vorher Angst gehabt hatte. Und so begann ich die positiven Dinge an der Schulschließung zu suchen. Zum Beispiel vermisste ich bestimmte Klassenkameraden überhaupt nicht. Außerdem war es schön, eigenverantwortlich arbeiten zu können, denn so konnte ich mir meine Zeit besser einteilen. Wenn ich früh aufgewacht bin, konnte ich schon mit den Arbeitsaufträgen anfangen und war dann schon am späten Vormittag fertig. Dadurch, dass die Busfahrt, mit der ich vorher jeder Tag mehrere Stunden verschwendet hatte, wegfiel, hatte ich noch mal zusätzlich mehr Freizeit, die ich in Hobbys und Telefonate mit Freundinnen investierte. Doch das war auch nur ein schwacher Trost, denn sonst hatten wir uns jeden Schultag mindestens sechs Stunden gesehen. Ich glaube, das war auch das, was ich im Homeschooling am meisten vermisst habe.
Die Arbeitsaufträge in dieser Zeit waren ganz unterschiedlich. Anfangs wurde nur wiederholt, dann wurde dazu übergegangen, auch über neue Themen Arbeitsaufträge zu stellen. Einige Lehrer drehten auch Videos, um uns Schülern die Themen zu erläutern. Andere Lehrer dagegen hatten große Probleme mit unsere Schulplattform, weil sie sich generell nicht so gut mit Technik auskannten. Ich persönlich hingegen verstand sehr schnell, wie die Plattform funktionierte. Lehrer konnten Kurse eröffnen und uns Schüler einschreiben, dann konnten sie Arbeitsaufträge einstellen, die wir zu erledigen hatten. Außerdem konnten sie verschiedene Quizze oder einen Lückentext erstellen, um unser erlerntes Wissen zu testen. Mein persönlicher Favorit ist aber die gegenseitige Beurteilung. Dazu stellt der Lehrer eine Aufgabe auf der Schulplattform, die die Schüler abgeben müssen. Dann bekommen die Schüler die Aufgabe eines anderen zur Bewertung, wobei sie in verschiedenen Kategorien begründet, jeweils bis zu 30 Punkte vergeben können und dann ein Gesamtfeedback schreiben.
Außerdem konnte man auch anderen Schülern und Lehrern seiner Schule Nachrichten schreiben, was sehr praktisch war, wenn es Probleme mit den Aufgaben gab. Über diese Funktion habe ich auch einer Klassenkameradin gratuliert, die in Homeschoolingzeiten Geburtstag hatte.
Aber das ist nicht die einzige Plattform meiner Schule. Auf der Schulehompage waren immer aktuelle Informationen wie zum Beispiel dann auch die neuen Stundenpläne, mit denen ich aber in einer Woche nur vier Stunden Schule hatte, die aber dafür zum Glück auf einen Tag gebündelt waren. Auf dem anderen Portal, das meine Schule benutzte, konnte man den Vertretungsplan, die eigenen Noten und den Kalender einsehen. Außerdem gab es ein cooles Matheprogramm, mit dem man die Unterrichtsinhalte vertiefen konnte.
Als die Schule endlich wieder begann, wurde meine Klasse in der Hälfte geteilt und die Lehrer mussten jede Stunde zweimal hintereinander in verschiedenen Gruppen halten. Leider war ich nicht mit allen meinen Freundinnen in einer Gruppe, sodass ich manche meiner Freundinnen nur 15 Minuten pro Woche sah. Das fand ich sehr schade. Ich glaube, dass Bedeutenste, was ich während dem Homeschooling gelernt habe, ist, dass Schule noch so viel mehr ist als nur Unterricht. Es ist Gemeinschaft und Zusammenhalt. Man unterstützt sich gegenseitig und erlebt zum Beispiel auf Klassenfahrten spannende Dinge, die einen noch mehr zusammenschweißen.
Erst als Corona uns das alles auf einen Schlag genommen hat, wurde klar, wie wichtig so etwas ist.
Autorin / Autor: Miriam - Stand: 2. Juli 2020