Mein erstes Mal Europawahl

Ich durfte zum ersten Mal wählen, vorher hatte ich mich sehr gefreut, doch im Nachhinein bin ich enttäuscht über das Ergebnis.

Die Europawahl ist vorbei und ich durfte, wie ca. 5 Millionen andere Menschen in Deutschland, zum ersten Mal daran teilnehmen. Darauf habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut, zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit, meine Stimme im demokratischen Kontext gelten zu lassen. Ich habe vor der Wahl ausgiebig mit einigen meiner Freund:innen über den ganzen Vorgang diskutiert. Wo ist unsere Stimme am sinnvollsten eingebracht, wählen wir eine etablierte Partei, die schon lange im politischen Geschehen involviert ist, oder doch eine Kleinstpartei, die unsere Interessen vielleicht genauer vertritt, aber eventuell nicht genug Stimmen erhält? Ist das sinnvoll oder verschwendet man damit vielleicht seine Stimme? Ich habe mich letztendlich für eine kleinere Partei entschieden, da diese meine politische Meinung am besten trifft. 
Am Wahltag war ich wirklich etwas aufgeregt, eigentlich wäre ich unterwegs gewesen, bin aber extra früher zurückgekommen, um persönlich zu wählen statt per Brief. Nach der Wahl habe ich dann auch regelmäßig nach den ersten Hochrechnungen geguckt und diese mit meiner Familie besprochen, besonders mit meinem Bruder, der auch zum ersten Mal gewählt hatte. Auch wenn wir politisch alle verschiedene Meinung haben, waren wir uns doch einig, dass hoffentlich die undemokratischen Parteien nicht viel dazugewinnen würden.

Ernüchternd!

Doch das finale Wahlergebnis war ernüchternd, wenn auch nicht komplett überraschend. Fast 16 % der Deutschen wählen eine gesichert rechtsextreme Partei und besonders die Wahlergebnisse der jungen Wähler:innen interessierten mich dabei sehr.
Wenn man sich das Ergebnis der 18–24-Jährigen anschaut, sieht man hier eine besonders große Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien, die noch weniger Stimmen als bei dem gesamten Ergebnis eingefahren haben. Insgesamt konnten sie bei dieser Zielgruppe nur etwa die Hälfte der Stimmen sichern. Besonders interessant finde ich aber vor allem, dass fast 30 Prozent Kleinstparteien gewählt haben, die bei der Europawahl dank fehlender 5-Prozent-Hürde einfacher ins Parlament gewählt werden können. Das ist doppelt so viel, wie im Gesamtergebnis. Auch die 16 % für die AfD zeigen eine steigende Frustration auch bei den jungen Wähler:innen auf.

Das Wahlergebnis zeigt meiner Meinung nach eine große Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik, sowohl mit der Regierung als auch mit der etablierten Opposition, die ihre Versprechen nicht zu halten scheinen. Ich denke, dass viele junge Menschen durch die Ereignisse der letzten Jahre - eine globale Pandemie, Inflation und mehrere Kriege - bereits desillusioniert von der scheinbar nicht sehr effektiven Politik der Mitte-Parteien sind und sich deswegen an die Extreme wenden. Auch sinkende Reallöhne, unsichere Arbeitsverhältnisse und eine generell schlechte wirtschaftliche Lage in Teilen Deutschlands haben vermutlich einen großen Einfluss auf das Wahlverhalten vieler, da sie sich von den bürgerlichen Parteien nicht ausreichend Unterstützung erhoffen.

Immerhin eine gute Wahlbeteiligung

Ein Lichtblick ist immerhin die hohe Wahlbeteiligung, 64,8 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland sind auch tatsächlich an die Wahlurne getreten, das ist die zweithöchste Beteiligung in der Geschichte der Europawahl, nur übertroffen von der ersten Wahl in 1979. Das Interesse am politischen Geschehen scheint also vorhanden zu sein, auch die vielen Stimmen an Kleinstparteien zeigen, dass sich viele intensiver mit den verschiedenen Parteien und deren Programm auseinandergesetzt haben.
Erhofft wird sich offensichtlich eine Veränderung, aber in welche Richtung diese gehen soll, ist unsicher.

Hoffentlich wird es nächstes Mal besser!

Für mich war es auch etwas schockierend, so direkt zu sehen, wie sehr sich das gesamte Ergebnis der Wahl von dem in meinem Umfeld unterschied, es hat mir nochmal aufgezeigt, in was für einer politischen Bubble ich lebe und dass diese nicht sehr repräsentativ für ganz Deutschland ist.
Auf mich wirkt diese ganze Europawahl tatsächlich etwas enttäuschend und entmutigend, da ich auf ein besseres Ergebnis hoffte, auch wenn natürlich auch schon vor der Wahl die Frustration vieler mit der aktuellen Politik schwer zu übersehen war. In Zukunft und bei der nächsten Wahl werde ich wohl eine größere Partei wählen müssen, da die Fünf-Prozent-Hürde dort existiert. Bis dahin werde ich wohl weiterhin interessiert das politische Geschehen verfolgen und hoffen, dass sich bis zur nächsten Wahl etwas ändert.

    Wie gefällt dir dieser Beitrag?

    Autorin / Autor: Martha - Stand: 12. Juni 2024