Mein Herz weiß schon, was es tut
Autorin: Gloria Trutnau
Alex‘ größter Traum ist es, Bühnenbildnerin zu werden. Schon seit ihrer Kindheit steht dieser Entschluss fest und nun scheint das Ziel der 18-Jährigen zum Greifen nah, denn sie hat einen Ausbildungsplatz in der Schreinerei eines renommierten Theaters in München ergattert. Obwohl ihr Chef sie bisher nur Brotzeit holen und Sachen abschleifen lässt, möchte Alex sich nicht beirren lassen und tut ihr Bestes, um ihren Traum zu verwirklichen und ihr Potenzial unter Beweis zu stellen.
Der 19-jährige Tobi hingegen weiß nicht so recht, was er aus seinem Leben machen soll. Nachdem er sein verhasstes IT-Studium geschmissen hat, ist er ratlos und verzweifelt, denn seine Familie braucht dringend Geld. Schließlich verschafft ihm sein bester Freund einen Job in eben jener Theaterschreinerei, in der auch Alex arbeitet. Aus der anfänglichen, knisternden Sympathie zwischen den beiden wird jedoch rasch Feindseligkeit, als Alex erfährt, dass Tobi den Job nur wegen des Geldes macht und sie dann auch noch mit ansehen muss, wie er als völliger Laie von ihrem Chef bevorzugt wird.
Können die beiden trotz aller Vorurteile und Missverständnisse zusammenfinden?
Hach ja, „Denn mein Herz weiß schon, was es tut“, war so ein richtig nettes Buch für zwischendurch – wobei nett im besten Sinne gemeint ist.
Ich weiß von einigen, dass sie es nicht mögen, wenn Charaktere in Büchern nicht vernünftig miteinander sprechen und dadurch Missverständnisse entstehen. Ich kann das in Teilen ebenfalls unterschreiben, doch obwohl das in diesem Buch mehrmals der Fall war, hat es mich nicht gestört, weil es zu den Charakteren gepasst hat. Im echten Leben entstehen eben auch andauernd Missverständnisse durch fehlerhafte Kommunikation und nicht jeder und jede ist immer reflektiert und ehrlich genug, um sofort alle Gefühle und Gedanken preiszugeben. Daher fand ich das auch in diesem Buch absolut glaubwürdig, wenn man sich die Hintergründe von Alex und Tobi anschaut. Generell ist die Handlung super authentisch, alltagsnah und es war erfrischend, mal wieder ein Buch zu lesen, in dem keiner der Hauptcharaktere ein fürchterlich düsteres Geheimnis mit sich herumträgt, das er oder sie nicht verraten möchte und das dann zwischen allem steht. Es ist eine Geschichte, wie sie sicher tausend Mal am Tag irgendwo so ähnlich passiert, aber dennoch originell genug, dass das Lesen Spaß gemacht hat.
Ich mochte vor allem Tobi wirklich gern, seinen einfühlsamen Umgang mit seinen Geschwistern und seinen sehr verständlichen Wunsch, seine Mutter zu unterstützen und seinen Platz in der Welt zu finden.
Bei Alex fand ich manche ihrer Handlungen einen Tick irrationaler, aber sympathisch war sie mir trotzdem durch und durch.
Der Schreibstil gefiel mir außerordentlich und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Neben der Fokussierung auf die Jobsuche bzw. das Verfolgen eines Traums werden auch Themen wie Heimweh, der Verlust und das Knüpfen von Freundschaften und andere Problematiken behandelt, mit denen junge Erwachsene zu kämpfen haben. Ich denke, dass sich hier einige im selben Alter verstanden fühlen könnten.
Für mich hätte es noch ein bisschen mehr zwischen Alex und Tobi knistern können, aber das ist Geschmackssache und nichtsdestotrotz hat mir ihre Dynamik absolut zugesagt und erschien mir echt und nachvollziehbar.
Alles in allem ist es ein wirklich schönes Buch für alle, die keine Lust auf übertriebene Dramatik haben und denen der Sinn mehr nach einer seichteren, alltäglichen Liebesgeschichte steht.
Erschienen bei one
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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 21. November 2023