Mikroplastik – (K)ein winzig kleines Problem!
Was unsere Kleidung mit den Kunststofffasern in der Arktis zu tun hat
Mikroplastik besteht aus winzigen, fast unsichtbaren Kunststoffteilchen, welche kleiner als 5 mm sind. Mit dem bloßen Auge teilweise also kaum erkennbar. Doch der Schaden, den sie in der Umwelt anrichten, ist undenkbar!
Aufgrund der Oberflächeneigenschaften von Kunststoff zieht Mikroplastik Umweltgifte wie ein Magnet an. Meeresorganismen wie Seehunde, Fische oder Muscheln verwechseln die Mikroplastikteilchen mit Nahrung, was wiederum die Existenz der Tiere gefährden kann. So gelangt es auch auf den Teller des Menschen und kann ebenfalls unsere Gesundheit schädigen.
Wie kommt das Mikroplastik in die Umwelt?
Bei der Frage, wie das Mikroplastik in die Umwelt gelangt, ist es wichtig, sich die Formen des Stoffes klarzumachen. Man unterscheidet zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Zum primären Mikroplastik gehören die sogenannten Kunststoffpellets, die zur Weiterverarbeitung hergestellt werden. Es findet sich in vielen unserer Kosmetikartikel, zum Beispiel in Peelingprodukten. Das sekundäre Mikroplastik hingegen entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile durch Außeneinwirkungen wie Wind oder Sonneneinstrahlung. Dabei zerfällt das Plastik in seine Ursprungsform, die Plastikpellets, zurück und gelangt ins Ökosystem.
Wie ist das mit der Kleidung?
Etwa 20 bis 35 Prozent des gesamten Mikroplastikmülls stammt aus Textilien. Plastik in der Kleidung stellt daher ein großes Problem dar. Nicht nur, dass wir unserer Haut keinen Gefallen tun, indem wir sie durch Plastik nicht atmen lassen, auch die Auswirkungen auf die Umwelt sind gravierend. Durch das Waschen von Textilien aus Kunststoff- oder Kunststoffgemischen gelangt Mikroplastik in den Wasserkreislauf, da die Kleinstteilchen von den Klärwerken nicht zurückgehalten werden können. Von da werden sie über die Landschaft gespült oder in andere Gewässer eingeleitet.
Besonders besorgniserregend ist: Landet das Mikroplastik erst einmal in den Gewässern, ist es nicht mehr möglich, es zu entfernen!
Neben vielen Gefahren des Mikroplastiks für die Tierwelt, Ozeane und menschliche Gesundheit, hat es auch die Eigenschaft, in die Atmosphäre einzudringen und dort Schäden anzurichten, die leider gar nicht so klein sind. Die Luftverschmutzung ist gravierend. Studien ergaben, dass jeder von uns pro Stunde etwa 16,2 Kunststoffteilchen einatmet, aus unserer getragenen Kleidung und anderen Plastikartikeln. Das kommt einer ganzen Kreditkarte pro Woche gleich! Ob das bedenklich ist? – auf jeden Fall.
Mikroplastik in der Arktis – wie ist das möglich?
Das Problem rund ums Mikroplastik ist ein Thema, was die Forschung beschäftigt und dem noch immer nachgegangen wird. Immer wieder kommen dabei neue Erkenntnisse ans Licht. Ein Forschungsteam der Universität Wien, Österreich und des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Deutschland erforscht die Dynamik von Mikroplastik in der Luft. Denn:
Erschreckend ist, dass Mikroplastik in Teilen der Welt gefunden wurde, wo sie eigentlich nicht sein dürften. An Orten, die vom Menschen wenig berührt werden, wie beispielsweise die Arktis. Forschungsteams beginnen der rätselhaften Frage nachzugehen, wie der Transport der Partikel möglich ist.
Die Frage, die ich mir beim Einlesen in dieses Themas gestellt habe: Sollte es uns allen nicht zu denken geben, wenn das menschliche Werk selbst da Spuren hinterlässt, wo wir kaum hinkommen? Wie weit kann unser persönlicher Fußabdruck gehen und bis zu welchen Grenzen?
Aber wie kommen die Mikroplastikfasern da überhaupt hin?
Durch die Atmosphäre werden die winzig kleinen Fasern bis ans andere Ende der Welt getragen und das, ohne dass wir es mitbekommen. Wie stark Mikroplastik verteilt und wie weit es in die Atmosphäre transportiert wird, hängt von der Partikelform ab. Laut dem Max-Planck-Institut scheinen sich kugelförmige Partikel schneller absetzen zu können als Mikroplastikfasern, welche sogar in die Stratosphäre (zweite Schicht der Erdatmosphäre) gelangen können. Kunststofffasern scheinen also in viel größere Höhen gelangen zu können als bisher gedacht. Faserpartikel lassen sich meist auf Textilien zurückführen. Die Studie zeigt uns also vermehrt, wie wichtig es ist, Mikroplastik in Verbindung mit Kleidung ernst zu nehmen.
Die Forscher:innen vermuten, die Mikroplastikfasern könnten sogar Auswirkungen auf die Prozesse der Wolkenbildung haben und das im Mikroplastik enthaltene Chlor könnte Schaden an der Ozonschicht anrichten. Um dies zu bestätigen sind allerdings noch weitere Forschungen nötig – erstmal keine Panik!
Die Dynamik von Mikroplastikfasern in der Luft ist bisher wenig erforscht, da wirklich genaue Experimente mit so kleinen Teilchen schwierig durchzuführen sind. Die Forscher:innen sind allerdings zuversichtlich, durch neuartige Laborexperimente weiterhin gute Ergebnisse zu erzielen.
Die neusten Forschungen zeigen nur wieder, wie gravierend die Folgen von Mikroplastik in der Umwelt sind und wie dringend wir etwas dagegen tun müssen. Gerade bei Kleidung, dem was jeder von uns täglich mit sich rumschleppt, sollten wir darauf Acht geben und alle dazu beitragen, nicht noch mehr Mikroplastik in die Welt freizusetzen. Wir können nicht ändern, wie viel Teilchen in der Umwelt schon herumschwirren, aber wir können verhindern, dass es immer mehr werden!
Wie können wir Mikroplastik reduzieren?
Was können wir im Einzelnen nun dagegen tun? Mikroplastik in der Kleidung vermeiden! Augen auf bei der Materialwahl! 60 Prozent aller Kleidung weltweit enthält Polyester. Viele moderne Textilien sind aus Polyester, Nylon oder Elastan. Es ist wichtig, gleich beim Kauf neuer Kleidung auf ihre Bestandteile zu achten. Fast Fashion meiden, ist hier mal wieder angesagt, da diese oft Kunststofffasern enthält. Gerade diese Kleidung ist es häufig, die keine Langlebigkeit aufweist. Gehen Kleidungsstücke schneller kaputt, bedeutet das, dass neue früher nachgekauft werden muss.
Besonders aufpassen muss man bei Jacken oder Pullovern aus Fleece-Stoff. Dieser gibt besonders viele Fasern ab. Dieser Mode-Trend ist also problematisch.
Kleidungsstücke mit besonderen Kunststoffbeschichtungen sind auch nicht zu empfehlen. Wenn Kleidung also mit „Antismell“, „knitterfrei“ oder „schmutz- und wasserabweisend“ beworben wird, geht es um eine Beschichtung, die beim Waschen abgerieben wird und als Mikroplastik wieder ins Wasser kommt.
Daher ist es empfehlenswert, eher zu Kleidung aus Naturfasern zurückzugreifen. Damit sind Baumwolle, Wolle, Holzfasern wie Lyocell, Tencel, Modal oder pflanzliche Viskose gemeint. Abrieb von Kleidung und Fasern, die ins Abwasser gelangen, lassen sich damit zwar nicht vermeiden, allerdings sind diese in der Regel biologisch abbaubar.
Generell ist es sinnvoll, glatte Stoffe auszuwählen. Je rauer die Oberfläche ist, je größer ist auch der Abrieb und je mehr Mikroplastikfasern geraten in den Wasserkreislauf oder in die Luft.
Auch beim Waschen sollte auf ein paar Dinge geachtet werden. Zum einen werden natürlich mehr Fasern abgerieben, je öfter man ein Kleidungsstück wäscht. Zum anderen spielt auch die verwendete Temperatur eines Waschgangs eine Rolle. Heiß waschen gehört zu den No-Gos, wenn es um Mikroplastik geht.
Immer bekannter werden auch Waschsäcke aus Polyamid, die helfen sollen, dass Mikroplastik nicht in den Wasserkreislauf gerät. Diese bekommen meist aber eine eher schlechtere Kritik. Ein großer Teil an Fasern soll zwar zurückgehalten werden, allerdings gehen noch zu viele kleine Faserteilchen ins Abwasser. Dieses Hilfsmittel enttäuscht also eher. Wer aber regelmäßig Polyesterkleidung trägt und wäscht, dem ist zu raten, diese Säcke trotzdem zu benutzen, um den Anteil an Abrieb wenigstens zu reduzieren. Also, auch bewusster Waschen kann Mikroplastikabrieb reduzieren!
Wir stellen fest, dass jeder Einzelne hier dazu beitragen kann, das Problem nicht zu verschlimmern. Die Auswirkungen von Mikroplastik sind noch nicht ganz geklärt und daher ist es umso wichtiger aufmerksam und offen zu sein.
Quellen
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projekts "Klima & Klamotten" entstanden.
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Autorin / Autor: Surya Sommer - Stand: 23. Januar 2024