Wer sich für einen englischsprachigen Studiengang bewirbt, muss oft nachweisen, dass sie oder er fließend Englisch spricht und versteht. Meist wollen die Hochschulen als Beweis dafür einen TOEFL oder einen IELTS Test sehen. Eine Entscheidungshilfe.
Der Sommer steht vor der Tür. Das heißt Sonne, Wassereis und Freibad. Und für die eine oder den anderen auch den Start in ein neues Studium oder ein Auslandssemester. Bei der Suche nach einem spannenden Bachelor- oder Masterstudiengang stolpert man immer wieder über englischsprachige Angebote. Als Zulassungskriterium wollen die meisten Hochschulen einen TOEFL oder IELTS Academic Test sehen.
Auf den ersten Blick sehen beide Tests sehr ähnlich aus. Und beide bestätigen, wenn alles gut läuft, dass man auf einem gewissen Level Englisch sprechen kann. Aber für welchen der beiden Tests soll man sich bloß entscheiden? Wenn die Wunschhochschule als Nachweis auf einen der beiden Tests pocht, heißt es nicht lange fackeln und schnell anmelden! Akzeptiert die Hochschule beide Varianten, kann man sich vor der Anmeldung ruhig ein paar Tage Zeit lassen und überlegen, was genau man sich von dem Test erhofft, welche Methoden einem eher liegen und mit welchen Prüfungssituationen man besser zurecht kommt. Sobald die Entscheidung gefallen ist, sollte man aber auch hier nicht lange zögern und sich anmelden. Denn die Plätze sind schnell voll und wenn man Pech hat, muss man am Ende doch den Test machen, der einem nicht so gut in den Kram passt.
*Kosten*
Schonmal vorab - günstig ist leider keiner der beiden Tests. Knapp 230 Euro wollen beide Anbieter für die Anmeldung sehen.
Hat man den Test hinter sich gebracht, sind beide Testergebnisse für die Dauer von 2 Jahren gültig und werden auch direkt von den Betreibern an einige Wunschinstitute oder Hochschulen geschickt. Seine TOEFL Ergebnisse kann man an 4 Institute schicken lassen, wer sich für den IELTS entscheidet hat 5 Kopien, die sie oder er verschicken lassen kann. In beiden Fällen kann man schon vor Testbeginn überlegen und angeben, wo die Ergebnisse hingeschickt werden sollen. Gerade beim TOEFL sollte man sich das gut überlegen, da für jeden Wechsel eine Gebühr anfällt. Auch beim IELTS kann es sein, dass eine Bearbeitungsgebühr anfällt, wenn man weitere Ausfertigungen des Testergebnisses anfordert.
Durchfallen kann man übrigens nicht. Wenn es schlecht läuft, erhält man allerdings ein Ergebnis, das unter der angegebenen Mindestpunktzahl liegt, die für eine Bewerbung gefordert werden. Wer unzufrieden ist und ein neues Testergebnis haben möchte, muss sich noch einmal neu anmelden und die Gebühren noch ein zweites Mal bezahlen. Hier gilt ganz klar: Lernen lohnt sich (und schont den Geldbeutel).
*Rahmenbedingungen*
Der TOEFL Test findet in Deutschland automatisch meist am Computer statt. Das heißt unter anderem, dass man eine amerikanische Tastatur vorgesetzt bekommt. Wer die Chance hat, sollte also ruhig vorher ein paar Mal auf solch einer Tastatur schreiben. Beim IELTS ist Muskelkraft gefragt: Der Test wird klassisch mit Stift und Papier durchgeführt.
Aber nicht nur die Form der Durchführung, auch die Art der Aufgaben unterscheidet sich. Beim TOEFL ist eine Multiple Choice Aufgabe an die nächste gereiht, beim IELTS muss man zwar auch Multiple Choice Aufgaben lösen, ansonsten werden einem aber auch Lückentexte vorgesetzt, man muss Wörter zuordnen oder Abbildungen beschriften. Die beiden Tests vergeben Punkte in einer sehr unterschiedlichen Größenordnung. Eine Umrechnungstabelle für die Testergebnisse findet man unter www.ets.org.
Der TOEFL dauert mit 4,5 Stunden etwas länger als der IELTS Test, für den man knapp drei Stunden einplanen sollte. Dafür kann es bei dem IELTS dazu kommen, dass man die verschiedenen Bestandteile der Prüfungen an verschiedenen Tagen absolvieren muss. Außerdem ist hier Vorsicht geboten, denn kürzer heißt nicht automatisch, dass der Test leichter ist.
*Aufbau der Tests*
Sowohl beim IELTS, als auch beim TOEFL werden die Fähigkeiten im Bereich lesen, Hörverstehen, sprechen und schreiben getestet. Einer der gravierendsten Unterschiede bei den Tests ist das Englisch. Der TOEFL wurde in den USA entwickelt, man hört im Test verstärkt amerikanisches Englisch. Beim IELTS liegt der Fokus eher auf britischem Englisch.
In der Sektion *Hörverstehen* muss man in beiden Fällen auch mit anderen Akzenten rechnen. Generell ist es so, dass einem beim TOEFL Test zuerst die Texte vorgespielt werden. Auf Basis der Notizen, die man sich dabei macht, muss man im Anschluss Fragen beantworten. Beim IELTS kann man schon während des Zuhörens die Fragen beantworten.
Im Bereich *Lesen* muss man in beiden Tests mehrere akademische Texte lesen und Fragen dazu beantworten.
Auch im Bereich *Schreiben* sind bei beiden Tests je zwei Texte gefragt. Beim TOEFL vergleicht man für die erste Frage zwei Texte, der zweite Abschnitt dreht sich um die eigene Meinung zu einem Thema. Beim IELTS soll im ersten Teil ein Diagramm oder ein Text zusammengefasst werden. Danach ist auch hier die eigene Meinung gefragt.
Beide Anbieter betonen, dass die Qualität des Texts und nicht die vertretenen Positionen ausschlaggebend für die Punktevergabe ist.
Das vierte Feld, das in beiden Tests vorkommt, ist das *Sprechen*. Hier liegt der wohl größte Unterschied zwischen den beiden Testformaten. Beim IELTS spricht man mit einem Prüfer oder einer Prüferin, beim TOEFL werden mehrere Fragen von einem Computer gestellt und man hat jeweils etwas weniger als eine Minute Zeit, um ihm zu antworten.
*Fazit*
Beide Tests haben Vorzüge und Nachteile. Mit beiden kann man sich auf die meisten englischsprachigen Studiengänge in Deutschland bewerben und hat die Chance, im Ausland zu studieren. Geld spielt in diesem Fall keine Rolle, da beide Tests etwa gleich teuer sind. Entscheidend ist also vor allem das Testformat.
Wer lieber auf einer Tastatur schreibt, mit Multiple Choice Fragen und einer amerikanischen Schreibweise gut klarkommt und wenig Hemmungen hat, mit einem Computer zu reden, oder die Anonymität solch eines Gesprächs sogar vorzieht, sollte sich für den TOEFL anmelden. Wer lieber mit einem Menschen aus Fleisch und Blut sprechen möchte, gut mit der britischen Schreibweise klar kommt und kein Problem damit hat, eine Zeitlang handschriftlich die unterschiedlichsten Aufgabenformate zu bearbeiten, ist mit dem IELTS besser beraten.
Autorin / Autor: Karla Groth - Stand: 15. April 2019