Motorgeräusche killen Vogelgesang
Naturgeräusche reduzieren Stress und Ängste, aber Verkehrslärm macht diese Wirkung rückgängig
Wer sich gerne in der Natur aufhält oder in der Nähe von Parks, Flüsschen und Bäumen wohnt, kennt die beruhigenden Auswirkungen von Vogelgezwitscher, von sanft plätscherndem Wasser oder von Wind, der durch Blätter rauscht. Es sei denn, direkt daneben gibt es eine vielbefahrene Straße, einen Bahnhof oder andere unangenehme Geräuschkulissen. Dann scheinen all die schönen Töne und damit auch ihre Wirkungen zu verschwinden. Aber warum ist das so? Eine am 27. November 2024 in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie belegt, dass vom Menschen verursachte Geräusche wie Autoverkehr die positiven Auswirkungen von Naturgeräuschen auf Stress und Angstzustände leider überdecken können.
Es ist schon länger belegt, dass natürliche Klänge wie Vogelgezwitscher den Blutdruck, die Herz- und Atemfrequenz sowie Stress und Ängste senken können. Im Gegensatz dazu wird angenommen, dass menschgemachte Geräuschkulissen wie Verkehrs- oder Fluglärm verschiedene negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden haben.
In der neuen Studie von Paul Lintott von der University of the West of England (Großbritannien) und Lia Gilmour vom Bat Conservation Trust (Großbritannien), ließen sie 68 freiwillige Student:innen drei dreiminütige Geräuschkulissen anhören: eine Naturgeräuschkulisse, die bei Sonnenaufgang aufgenommen wurde, dieselbe Geräuschkulisse in Kombination mit Straßenverkehrsgeräuschen mit einer Geschwindigkeit von 20 Meilen pro Stunde und dieselbe Geräuschkulisse mit Verkehrsgeräuschen mit einer Geschwindigkeit von 40 Meilen pro Stunde. Die allgemeine Stimmung und die Ängstlichkeit wurde vor und nach der Präsentation der Geräuschkulissen anhand von Selbstauskünften bewertet.
Verkehrslärm macht Entspannung zunichte
Die Studie ergab, dass das Hören einer natürlichen Geräuschkulisse den erlebten Stress- und Angstpegel der Menschen reduzierte und auch die Erholung der Stimmung nach einem Stress auslösenden Moment verbesserte. Die Vorteile der verbesserten Stimmung, die mit der natürlichen Geräuschkulisse in Verbindung gebracht wurden, waren jedoch begrenzt, wenn Verkehrsgeräusche hinzukamen. Die natürliche Geräuschkulisse allein wurde mit den niedrigsten Stress- und Angstwerten in Verbindung gebracht, wobei die höchsten Werte nach der Geräuschkulisse mit einem Verkehrsaufkommen von 40 Meilen pro Stunde gemeldet wurden.
Die Autor:en kommen zu dem Schluss, dass eine verringerte Verkehrsgeschwindigkeit in städtischen Gebieten die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen nicht nur wegen der Sicherheit, sondern auch durch ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung natürlicher Geräusche positiv beeinflussen könnte.
„Unsere Studie zeigt, dass das Hören natürlicher Geräuschkulissen Stress und Ängste reduzieren kann, und dass anthropogene Geräusche wie Verkehrslärm potenzielle positive Auswirkungen überdecken können. Eine Verringerung der Verkehrsgeschwindigkeiten in Städten ist daher ein wichtiger Schritt, damit mehr Menschen die positiven Auswirkungen der Natur auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden erleben können.“
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 4. Dezember 2024