Multitasking ist nicht immer schlecht

Studie: Parallel ausgeführte Handlungen können unter bestimmten Umständen sogar zu verbesserten Leistungen führen

Wer zu viel auf einmal macht, der macht es schlecht, sagen Leute, die etwas gegen Multitasking haben. Doch ist es wirklich immer so negativ, mehrere Dinge nebeneinander auszuführen? Psycholog_innen der Uni Würzburg haben das in einer Studie untersucht und sagen ganz klar: nein.

Dass Multitasking in manchen Kreisen einen schlechten Ruf hat, kommt aus der Vermutung, dass wer viele Dinge gleichzeitig erledigt, auch mehr Fehler macht oder langsamer ist. Das muss aber nicht immer zutreffen. In einer Studie hat ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg herausgefunden, dass Multitasking unter bestimmten Umständen sogar zu verbesserten Leistungen führen kann.

Die Psychologen Dr. Tim Raettig und Professor Lynn Huesteg nutzten für ihre Studie Tests vor dem Computerbildschirm. Dabei wurden bei 30 Proband_innen die Reaktionszeiten unter zwei Bedingungen untersucht: Wenn die Testpersonen zwei Handlungen gleichzeitig ausführen mussten, oder wenn sie nur eine von zwei verfügbaren Handlungen ausführen sollten.

Unterdrückung braucht oft mehr mentale Ressourcen

Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass es eine entscheidende Rolle spiele, ob die gleichzeitig ausgeführten Handlungen sich ähnlich sind, dasselbe Ziel haben und manchmal auch nur jeweils eine der Handlungen allein ausgeführt werden müsse, erklärt Tim Raettig. „So lässt sich in unseren Experimenten zum Beispiel nachweisen, dass es einfacher sein kann, ein Richtungswort wie ‚links‘ laut vorzulesen und gleichzeitig die entsprechende Pfeiltaste auf einer Computertastatur zu drücken, als nur das Wort zu lesen oder nur die Taste zu drücken.“

Die JMU-Forscher gehen davon aus, dass das Unterdrücken einer zweiten Handlung (also Nicht-Multitasking) mehr mentale Ressourcen verbrauchen kann, als die Zweithandlung einfach auszuführen.

Bisherige Theorien können Vorteile nicht erklären

Bisherige theoretische Annahmen darüber, welche kognitiven Abläufe dem Multitasking zugrunde liegen könnten zwar erklären welche Auswirkungen Multitasking habe (zum Beispiel längere Bearbeitungszeiten), aber sie könnten nicht abbilden, ob und wie Multitasking-Vorteile entstehen. „Multitasking-Vorteile sind bislang kaum experimentell untersucht und dokumentiert worden“, so Raettig.

„Wir wollen als nächstes untersuchen, ob sich Vorteile gleichzeitigen Handelns auch in sozialen Kontexten zeigen – wenn also zum Beispiel nicht eine einzelne Person zwei Handlungen gleichzeitig ausführt, sondern zwei Personen jeweils eine Handlung“, erklärt der Psychologe. Außerdem wolle man versuchen, Multitasking-Vorteile auch in alltagsnäheren Situationen herzustellen und so weitere Untersuchungen anstoßen, um zum Beispiel Arbeitsabläufe zu optimieren.

Die Studienergebnisse haben die Psychologen Dr. Tim Raettig und Professor Lynn Huestegge nun im „Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance“ veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung