Nachhaltiges Reisen wird gewünscht...

...aber kaum umgesetzt

Kurztrip nach Malle, Inselhopping in der Karibik, eben mal nach Thailand - dass solche Reisen nicht nachhaltig sind, dürfte bekannt sein. Tatsächlich wünschen sich die meisten Menschen eigentlich etwas anderes und haben eine positive Einstellung zum nachhaltigen Reisen. Nur tun sie es nicht. Dies zeigen die aktuellen Zahlen des Nachfragemonitors „Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen“, einer jährlich stattfindenden Untersuchung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR), die seit drei Jahren mit finanzieller Unterstützung des Umweltbundesamts aus Mitteln des Bundesumweltministeriums (⁠BMUV⁠) durchgeführt wird.

Das Potenzial ist da

Für die repräsentative Befragung werden jährlich über 7.000 Personen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren zu ihrem Reiseverhalten befragt. Bei der aktuellen Umfrage kam heraus: 48 Prozent der Menschen wünschen sich ökologisch verträgliche Urlaubsreisen, 62 Prozent wünschen sich sozialverträgliche Urlaubsreisen. Es gibt also durchaus Potenzial, aber mit der Umsetzung klappt es noch nicht. Bei nur 5% aller Urlaubsreisen wurden CO2-Kompensationsmöglichkeiten genutzt, also das Angebot, die umweltschädlichen Auswirkungen von Reisen durch eine kleine Geldsumme auszugleichen, mit der z.B. Aufforstungen oder Klimaprojekte unterstützt werden. Auch bei der Wahl der Urlaubsreise spielt Nachhaltigkeit kaum eine Rolle. Nur bei 3% der Urlaubsreisen war Nachhaltigkeit ausschlaggebend bei der Entscheidung zwischen sonst gleichwertigen Angeboten. Bei 17 Prozent der Reisen waren Nachhaltigkeitsüberlegungen nur ein Aspekt von mehreren, die die Urlaubsentscheidung ausgemacht haben.

Mehr Kilometer, mehr Flugreisen

2023 legten die Deutschen für die Anreise zu ihren Urlaubsorten rund 243 Kilometer mehr zurück als im Jahr zuvor (insgesamt rund 121 Milliarden Kilometer mit verschiedenen Verkehrsmitteln). Im Durchschnitt betrug die Distanz (einfache Strecke) für die Anreise je Urlaubsreise also 1.877 Kilometer. Das Mehr an Kilometern ist dabei vor allem Flugreisen zuzuschreiben, deren Anteil von 47 Prozent 2023 einen Höchstwert erreicht hat.
Im Vergleich: Mehr als 95 Milliarden Kilometer wurden für Urlaubsreisen mit dem Flugzeug zurückgelegt, auf Bahn und Bus entfielen insgesamt rund 4 Milliarden Kilometer.

Nachhaltig reisen ist eher billiger

Das Argument, dass sich Nachhaltigkeit nicht jeder leisten kann, zieht beim Reisen eher nicht. Nachhaltige Reisen sind häufig preiswerter, was natürlich vor allem daran liegt, dass solche Reisen eher nicht zu weit entfernten Zielen führen und daher umweltfreundlichere Verkehrsmittel dafür gewählt werden können.

Soll das Potenzial für nachhaltige Urlaubsreisen besser genutzt werden, braucht es darum mehr Anreize und vielleicht auch attraktivere Reiseangebote, denn die Zunahme an Flugreisen zeige ja auch, dass Bus und Bahn für die meisten offenbar keine attraktive Alternative darstellen, wie das Umweltbundesamt in einem Fazit zum Bericht ganz richtig bemerkt.

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion / UBA - Stand: 10. Oktober 2024