Es gibt Naturspektakel, deren Anblick uns den Atem stocken lässt: ein in alle Farben getauchter Himmel, das Polarlicht, ein majestätischer Berg im Sonnenlicht, ein perfekter Regenbogen. Ehrfurcht befällt uns vor den Wundern der Natur - und das bestärkt uns möglicherweise in dem Glauben an ein göttliches oder übernatürliches Wesen, das unser Schicksal lenkt. Das zumindest vermuten der Psychologe Piercarlo Valdesolo vom Claremont McKenna College und seine KollgeInnen, die in einer Studie nachweisen wollten, dass es sich mit der Ehrfurcht und dem Glauben anders verhält als gedacht.

In historischen Darstellungen war es meist so, dass Menschen so überwältigt von Offenbarungen der Größe, Macht oder Schönheit eines göttlichen Wesens waren, dass sie in Folge einen neuen Blick auf die Welt erlangten.
In ihrer Studie wollten die WissenschaftlerInnen nun genau das Gegenteil überprüfen: es ist umgekehrt die Ehrfurcht angesichts der majestätischen Schönheit der Welt, die uns glauben lässt, dass da etwas Übernatürliches, Göttliches am Werk sein müsse.

Um diese These zu überpürfen, ließen die PsychologInnen Testpersonen Videos sehen - entweder solche mit besonders spektakulären Naturwundern oder - zum Vergleich - mit Interviews aus dem Nachrichten-Bereich. Die Testpersonen wurden dann im Anschluss befragt, wieviel "Ehrfurcht" sie beim Videogucken empfunden hatten und wie sehr sie glaubten, dass das Schicksal der Welt den Plänen einer göttlichen oder übernatürlichen Existenz unterworfen sei.

Tatsächlich zeigte sich, dass die Gruppe, die die Naturwunder im Video bestaunt hatte, eher geneigt war, an einen göttlichen Strippenzieher zu glauben als die Gruppe, die lediglich Interviews gesehen hatte.

Offenbar möchte der Mensch angesichts solch überwältigender Naturimpressionen eine Erklärung finden, ganz egal was für eine. Für manche Menschen ist es ein Grund, den Phänomenen wissenschaftlich auf die Spur zu gehen. Andere suchen hingegen ihr Heil im Glauben.

Die Forscher wollen nun in weiterführenden Studien untersuchen, was uns noch Ehrfurcht lehrt. So wollen sie beispielsweise überprüfen, ob unterwürfige Körperhaltungen - wie etwas das Knien oder das Senken des Kopfes - unsere Ehrfurcht und damit auch unseren Glauben an ein höheres Wesen verstärken.

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