Nostalgie stärkt Freundschaften

Studie: Wer mit Liebe auf Vergangenes schaut, bemüht sich auch im Jetzt stärker um soziale Kontakte

Schwelgt ihr manchmal in Erinnerungen an früher, eure erste Party? Eine aufregende Klassenfahrt? Einen schönen Urlaub mit der besten Freundin? Wenn ihr euch gerne solch nostalgischen Gefühlen hingebt, seid ihr wahrscheinlich auch Menschen, in deren Leben enge Freundschaften eine wichtige Rolle spielen und sie sich bemühen, solche aufrecht zu erhalten. Laut einer aktuellen Studie, die ein internationales Forschungsteam (USA und Japan) gerade im Fachjournal Cognition and Emotion veröffentlicht hat, gibt es nämlich einen Zusammenhang zwischen einer Neigung zur Nostalgie und einem engen Freundeskreis. Nostalgische Menschen haben demnach mehr und engere Freund:innen und bemühen sich auch besonders, neue zu finden als Menschen, die weniger gefühlvoll an die Vergangenheit denken.

Insgesamt 1.500 Personen aus den USA und Europa waren an der Studie beteiligt. Es wurden verschiedene Altersgruppen einbezogen, denn es ist auch bekannt, dass der Freundeskreis im Alter eher schrumpft. In der ersten Studie wurden US-Student:innen im Alter von durchschnittlich 19 Jahren zu ihren sozialen Netzen und ihrem Nostalgieempfinden befragt. Sie hatten durchschnittlich sieben Personen, denen sie sehr nahe standen - so nahe, dass sie sich ein Leben ohne sie nur schwer vorstellen konnten. Darüber hinaus gab es weitere 21 Personen, die ihnen noch wichtig waren.
Die Analyse der Antworten zeigte, dass diejenigen, die angaben, nostalgisch zu sein, auch mehr Wert auf die Pflege ihrer Freundschaften legten und die meisten sehr enge Freundschaften und andere Beziehungen hatten.

In der zweiten Studie wurden Menschen im Durchschnittsalter von 40 Jahren befragt. Sie hatten kleinere Freundeskreise als die Studierenden: im Durchschnitt fünf Personen, die ihnen sehr nahe standen, und etwa 14 andere Personen, die ihnen noch wichtig waren. Auch hier gaben sich die Nostalgiker:innen mehr Mühe, ihre Freundschaften zu pflegen und hatten die meisten sehr engen Freundschaften und sonstigen Beziehungen.

Im dritten Experiment wurden Daten aus einer langjährigen niederländischen Erhebung verwendet, um die Auswirkungen von Nostalgie auf soziale Netze über einen Zeitraum von sieben Jahren zu untersuchen.
Dabei wurde festgestellt, dass die Teilnehmenden mit zunehmendem Alter immer nostalgischer wurden, und dass nostalgischere Menschen ihre engen sozialen Bindungen in diesen sieben Jahren aufrecht erhalten konnten. Teilnehmende, die weniger sehnsuchtsvoll auf schöne Erlebnisse der Vergangenheit blickten, wiesen am Ende der sieben Jahre hingegen weniger enge Bindungen auf.

Für Kuan-Ju Huang, Doktorandin an der Universität Kyoto in Japan, deuten die drei Ergebnisse darauf hin, dass Nostalgie uns hilft, den Wert von Freundschaften besser zu erkennen: „Menschen, die häufiger in Nostalgie schwelgen und diese Erinnerungen wertschätzen, sind sich ihrer wichtigen Beziehungen und der Notwendigkeit, sie zu pflegen, bewusster. Das bedeutet, dass diese Freundschaften mit größerer Wahrscheinlichkeit bestehen bleiben, auch wenn wir älter werden und sich unser Leben, unsere Interessen und Verantwortlichkeiten ändern.

Nostalgie ist - auch das hat die Studie gezeigt - ein Gefühl, dass nicht nur ältere Menschen ereilt, sondern auch Teenager, die vielleicht gerade ihr Elternhaus verlassen und in neue Lebensabschnitte treten. Aber wie diese Studie zeigt, scheint nicht viel schlechtes daran zu sein, ab und zu sehnsuchtsvoll in der Schönheit vergangener Erlebnisse zu verweilen.

Die Ergebnisse der Studie sind begrenzt, unter anderem weil bei der Messung der Größe des sozialen Kreises einer Person nicht zwischen Freund:innen, Familienmitgliedern und romantischen Partner:innen unterschieden wurde und sich die Untersuchung auf zwei Länder beschränkte.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 14. März 2025