Nur Beauty und Beziehungen?
Studie zeigt, dass Youtube-Beiträge von Frauen selten sind und oft an traditionellen Frauenbildern festhalten
Wer auf YouTube nach starken Frauenvorbildern sucht, die selbstständig, technikaffin oder politisch interessiert sind, kann lange suchen, denn wie eine neue Studie zeigt, sind Frauen auf der Videoplattform nicht nur heillos unterrepräsentiert, sondern ihre Themen spiegeln auch nach wie vor traditionelle Rollenmuster wider: Es geht hauptsächlich um Mode, Beautytipps, Essen und Beziehungen. Das ist eins der zentralen Studien-Ergebnisse, die Forscher_innen der Universität Rostock und der Filmuniversität Babelsberg durchgeführt haben.
Unter der Leitung von Professorin Elizabeth Prommer (Universität Rostock) und Professorin Claudia Wegener (Filmuniversität Babelsberg) wurden 1.000 YouTube-Kanäle analysiert, 2.000 Videos detailliert untersucht und 14 YouTuberinnen in Interviews zu ihrer Sicht auf die Branche befragt.
Wie die Daten zeigen, sind Frauen in den beliebtesten Videos nicht nur schlicht in der Minderheit, sie stellen tatsächlich nur ein Drittel der Protagonist_innen. Und während die weiblichen YouTuber in How-To-Videos Schmink- und Beauty-Tipps geben, besetzen Männer die unterhaltsamen Comedy-Formate, produzieren Gaming-Videos und zeigen sich in Musikproduktionen. Männliche YouTuber zeigen sich somit in einem breiterem Themenfeld, so die Studie.
Darüberhinaus stellen sich Männer in ihren Videos auch eher als professioneller "Könner" dar, während Frauen ihr Wissen meist als "Hobby" bezeichnen. Das wird übrigens auch an den gewählten Drehorten deutlich: Videos von Frauen spielen sich öfter in ihrem privaten Umfeld ab, während Männer als Drehkulisse häufiger den öffentlichen Raum nutzen. Schließlich inszenieren sich Frauen emotionaler als ihre männlichen Kollegen, indem sie häufiger über ihre eigenen Gefühle sprechen.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass diese Stereotype nicht nur aus den Interessen der Frauen gespeist werden. Bei den Befragungen der unterschiedlichen YouTuberinnen kam heraus, dass viele sich Hürden gegenübersehen, die es ihnen erschweren, aus den Themenumfeldern Beauty oder Lifestyle auszubrechen. Sich neue Genres wie Comedy oder Politik zu erschließen ist offenbar für Frauen weitaus schwieriger; die Interviewten berichten von engen Zuschauererwartungen und damit verbunden kritischen, mitunter bösartigen Kommentaren, sobald sie den normierten Erwartungen widersprechen. "Frauen werden schneller kritisiert,
wenn sie irgendwas besonders Krasses im Video machen, was besonders lustig ist, da wird man als Frau doch schneller abgestempelt als ein Mann", so eine Interviewte. In einer anderen Befragung erzählte eine Probandin: „Eine starke eigene Meinung schmälert deinen finanziellen Wert, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit dir zeigen wollen".
*Mädchen vergrößern ihre Brüste, Jungen machen sich ein Sixpack*
Die Studie bestätigt viele der Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen, die zeigen konnten, dass die Selbstinszenierung von Jungen und Mädchen auch auf Instagram oft auf veraltete Geschlechterrollen zurückgreift. So verändern beide Geschlechter Bilder von sich eher, wenn sie bekannten Influencer_innen folgen: Die Mädchen vergrößern ihre Brüste, machen ihre Taille schlanker und die Beine länger, während die Jungen ihre Schultern verbreitern, ihre Arme muskulöser machen und sich ein "Sixpack" zulegen.
Die Studie "Weibliche Selbstinszenierung auf YouTube" wurde von der Film- und Medienstiftung NRW sowie der MaLisa-Stiftung gefördert, die 2016 von der Schauspielerin Maria Furtwängler mitbegründet wurde. Für die Förderinnen stellt sich die Frage: "Warum sind die erfolgreichen Akteur_innen in den neuen sozialen Medien ausgerechnet die mit den rückwärtsgewandt erscheinenden Geschlechterrollen und wie können wir eine größere Vielfalt sichtbar machen? Dieses Thema geht uns alle an und darüber müssen wir diskutieren.“
Quellen: