Nur körperlich anwesend
Hörsaal-Studie: Die meisten Studentinnen beschäftigen sich mit "vorlesungsfernen Aktivitäten"
Im Hörsaal der Universität sieht es kaum anders aus als im Unterricht in der Schule: Eine/r steht vorne und redet sich den Mund fusselig, die anderen versuchen interessiert zu gucken, daddeln auf ihren Smartphones herum und beschäftigen sich vorzugsweise mit Aktivitäten, die herzlich wenig mit der Vorlesung bzw. dem Unterricht zu tun haben. Besonders in universitären Vorlesungen kann man beobachten, wie viele StudentInnen zwar körperlich anwesend, aber keineswegs bei der Sache sind.
Das haben Forscherinnen um Vera Gehlen-Baum und Professor Armin Weinberger von der Universität des Saarlandes in stichprobenartigen Vorlesungsbesuchen festgestellt. Insgesamt haben die Bildungstechnologen Vorlesungen mit über 600 Studenten besucht. Dabei haben sie 86 Personen mit 91 mobilen Geräten beobachtet. „Informatiker setzen in der Regel auf Laptops, bei den BWL-Studenten haben wir alle Arten von Geräten gefunden, die Erziehungswissenschaft war die Gruppe mit den wenigsten Geräten“, sagt Gehlen-Baum. „Die meisten Studenten, die wir beobachtet haben, haben sich mit vorlesungsfernen Aktivitäten beschäftigt.“ Den ersten Platz belegte dabei das Surfen im Internet, gefolgt von Computerspielen und Sozialen Netzwerken. E-Mails geschrieben haben nur wenige Studenten.
Die WissenschaftlerInnen haben dabei auch erfasst, wie der Unterricht abgehalten wird, insgesamt 21 Vorlesungen hatten sie genauer unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass die meisten Dozenten reinen Frontalunterricht halten. Fragen oder andere Formen der Interaktion mit den Studnetinnen sind dabei die Ausnahme.
Die ForscherInnen glauben, dass es keine Lösung sein kann, Smartphones & Co aus dem Hörsaal zu verbannen. Vielmehr müssten neue Methoden entwickelt werden, mit denen DozentInnen ihre StudentInnen besser einbinden können.
Dann hoffen wir mal, dass sie schnell viele tolle Ansätze finden, dann habt auch ihr vielleicht schon bald das Glück, in einer wirklich interaktiven und anregenden Vorlesung sitzen zu können, bei der ihr ganz vergesst, dass ihr ja eigentlich gerade dabei wart, ein bisschen herumzusurfen.
Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Computers in Human Behavior“.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. Juli 2014