Nur nett sein reicht nicht

Lehrkräfte, die an das Potenzial ihrer Schüler:innen glauben, sind beliebter als jene, die nur freundlich sind

Kein Zweifel: Freundliche Lehrer:innen sind meist beliebter als unfreundliche, doch wenn sie nicht daran glauben, dass aus ihren Schüler:innen etwas werden kann, hilft auch das schönste Lächeln nicht. Denn wie eine Studie der Washington State University zeigt, reagieren Schüler:innen durchaus positiv auf Lehrkräfte, die zwar als eher kühl beschrieben wurden, die aber auch eine Wachstumsorientierung hatten. Das heißt, sie waren überzeugt, dass sich die Fähigkeiten der Schüler:innen in einem Fach durch harte Arbeit und das Ausprobieren verschiedener Strategien verbessern können. Es wurde sogar auch umgekehrt festgestellt, dass mehr Studienteilnehmenr:innen negativ auf eine warmherzige, freundliche Lehrkraft reagierten, wenn diese die eher statische Einstellung vertraten, dass angeborene Fähigkeiten nicht verändert werden können, wie z. B. die, dass jemand von Natur aus gut in Mathe ist.

Der Versuch

Für die Studie präsentierten die Forschenden 332 Student:innen eine von vier Charakterskizzen, die einen Statistikprofessor mit unterschiedlichen Verhaltensweisen und Denkweisen beschreiben. Die Testpersonen beantworteten dann mehrere Fragen zu ihrer Meinung über den Professor und die von ihm geleitete Vorlesung, einschließlich der Frage, ob sie sich in der Vorlesung wohlfühlen und was sie glauben, wie gut sie abschneiden werden.
In den Szenarien mit wachstumsorientierter Denkweise erklärte der Professor, dass "jeder Student den Stoff lernen kann", wenn er hart arbeitet, aus Fehlern lernt und bei Bedarf Hilfe sucht. In den anderen Szenarien sagte der Professor, dass einige Studierende "eine natürliche Begabung für Statistik" hätten, während andere Schwierigkeiten hätten, wenn sie keine "Statistik-Talente" seien.

Unabhängig davon, ob die Dozenten als "sehr warm und freundlich" oder als "ausdruckslos starrend" und die Studierenden "nervös machend" beschrieben wurden, wurden die Szenarien, in denen die Professoren eine wachstumsorientierte Denkweise vertraten, viel positiver aufgenommen. Die Befragten berichteten, dass sie sich in der Klasse besser aufgenommen fühlten, sich nicht so sehr als Außenseiter sahen und bessere Chancen hatten, im Kurs gut abzuschneiden.

Denkweise der Lehrkräfte ist wichtig

Die Wachstumsmentalität wird im Bildungsbereich oft als Vorteil angepriesen. Die meisten früheren Forschungsarbeiten konzentrierten sich jedoch auf die Überzeugungen der Schüler:innen, während die Denkweise der Lehrkräfte erst seit kurzem berücksichtigt wird. Zusätzlich zu dieser Studie wurden weitere Arbeiten durchgeführt, die darauf hindeuten, dass Lehrkräfte mit einer wachstumsorientierten Denkweise die Leistungsunterschiede bei eher benachteiligten Gruppen verringern können. So wurde beispielsweise in einer Studie festgestellt, dass Lehrkräfte mit einer starren und nicht entwicklungsorientierten Denkweise die Leistung von Frauen in MINT-Kursen untergraben. Und in einer anderen Studie wurde ein größeres Leistungsgefälle zwischen ethnischen Gruppen hervorgerufen als in Kursen, die von Lehrkräften mit einer wachstumsorientierten Denkweise unterrichtet werden.

Nicht nur Einstellung der Schüler:innen betrachten

"Wenn man sich nur auf die Einstellung der Schüler:innen konzentriert, kann das dazu führen, dass man ihnen die Schuld gibt. Wenn sie also nicht gut abschneiden, kann man sich sagen, dass sie einfach nicht die richtige Einstellung haben", so die leitende Studienautorin. "Indem wir uns ansehen, wie sich die Einstellung der Lehrkräfte und die Kultur auf die Schüler:innen auswirken, können wir ihnen etwas von der Last abnehmen und uns mehr darauf konzentrieren, wie wir das Umfeld motivierend und förderlich gestalten können, so dass jede:r in dieser Klasse erfolgreich sein kann."

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. Februar 2024