Ohne euch wär's echt scheiße
Autor:innen: Jörg Bernardy / Lisa Krusche
Ich muss zugeben, über den Titel bin ich erst mal drüber gestolpert. Wirkung hat er ja und Aussagekraft auch, ich konnte ihn gut nachvollziehen: was ist man schon ohne Freunde und Freundinnen?
Das neue Buch von Jörg Bernardy, dieses Mal in Zusammenarbeit mit Lisa Krusche, zielt zwar auch auf die Wichtigkeit von Freundschaften ab, es geht aber um mehr.
Bernardy lese ich sehr gerne, er ist ein großer Fan von Frieden und Demokratie, ohne die Fakten, Geschichte und gesellschaftlichen Zusammenhänge außer Acht zu lassen.
Daher geht es auch in seinem neuesten Werk um die Wichtigkeit von Demokratie, dass wir zusammen Dinge bewegen können, uns stärken und füreinander da sind. Weil es uns dadurch besser geht und nur so eine gerechtere und lebenswertere Gesellschaft existieren kann.
Einige Gedanken in dem um künstlerische Beiträge ergänzten Buch habe ich mir angestrichen, zum Beispiel, dass politische Handlungen im besten Fall zu mehr Freundschaft anstiften sollen. Er beleuchtet die Vor- und Nachteile von politischen Zusammenschlüssen und Freundschaften, erklärt uns philosophische und psychologische Begriffe nebenbei und hellt unser Wissen über soziale Mechanismen auf.
Meistens sind die Kapitel recht schnell und leicht zu lesen, aber hier und da ist dann doch ein wenig der Stil einer Abschlussarbeit zu erkennen. An diesen Stellen muss man dann mehrmals lesen, was genau gemeint ist, doch meistens erklärt er die Sachverhalte dann in den folgenden Sätzen nochmal anschaulicher - meistens mit Beispielen.
Die eingeflochtenen künstlerischen bzw. literarischen Beiträge, wie zum Beispiel ein Gespräch zwischen Freunden oder Geschichten über Freundschaften, verdeutlichen die Kraft und den Stellenwert von Freunden und Freundinnen in unserem jeweiligen Leben. Denn diese Beziehungen prägen uns ebenso. Denn: „Um zu wissen, wer man ist, muss man sich in all seinen Beziehungen kennen und verstehen.“ Also bringt uns Freundschaft auch näher zu uns.
„Ohne euch wär's echt scheiße“ beleuchtet verschiedene Arten von Freundschaft, betont, dass es wichtig ist, uns auch auf andere Meinungen und „Bubbles“ einzulassen. Insgesamt den Diskurs zu suchen. Es klärt auf, warum es in offeneren Gesellschaften zu mehr Konflikten kommt. Es spannt den Bogen zur Erklärung, warum es uns nicht besser gehen wird, wenn jede:r nach sich selbst schaut und warum Kollektive wichtig sind, wenn man einer Minderheit angehört.
Und nach dem Lesen bleibt das Bewusstsein, wie mächtig menschliche Beziehungen sein können und dass man so ganz nebenbei ganz schön viel Neues gelernt hat.
Bis auf 1-2 Stellen, die ich wenig schlüssig fand und die eher gehobenere Sprache, die vermutlich auch (wieder mal) eher eine bestimmte Zielgruppe findet, als jetzt direkt die breitgefächerte Jugend anzusprechen (bis auf die literarischen Texte zwischendurch), gefällt mir dieses Buch auch wieder sehr.
*Erschienen bei Beltz*
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Autorin / Autor: Verena T. - Stand: 18. Oktober 2022