Okaye Tage
Autorin: Jenny Mustard
ins Deutsche übersetzt von Lisa Kögeböhn
In dem Buch „Okaye Tage“ von Jenny Mustard, übersetzt von Lisa Kögeböhn, geht es um die zwei grundverschiedenen Menschen Luc und Sam, beide Ende zwanzig, die sich in London verlieben und eine unvernünftig scheinende Beziehung auf Zeit eingehen ...
Der Londoner Luc und die Schwedin Sam treffen sich das erste Mal mit knapp 18 Jahren auf einer Party. Zehn Jahre später begegnen sie sich wieder. Obwohl oder gerade weil Sam in wenigen Monaten abreisen muss, lassen sie sich auf eine Beziehung ein. Die beiden sind sehr unterschiedlich, Luc bedacht und Sam impulsiv. Zudem haben sie unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Ihre Tage bringen sie mit Arbeiten, Party und dem Essengehen zu – Sam wehmütig, Luc auch etwas vorfreudig auf das Danach.
Die Geschichte spielt im modernen London. Sie ist sehr nah an der Lebensrealität vieler Endzwanziger geschrieben. Es geht um zahlreiche aktuelle Beziehungsthemen, wie das Sich-nicht-festlegen-wollen und den Versuch, den Beziehungsstatus unkonventionell zu betiteln.
Die Geschichte bietet einiges an zwischenmenschlicher Spannung, obwohl es keine großen Überraschungen gibt, worauf es letztlich hinausläuft. Das Buch besteht aus zwei Teilen, deren Kapitel jeweils mit einem Countdown an Tagen überschrieben sind. Wofür dieser Countdown jeweils steht, ist nicht schwer zu erraten, aber das macht das Buch auch gar nicht aus.
Spannung kommt vor allem auf, wenn das Ende eines Countdowns näher rückt. Ansonsten besticht die Geschichte durch zwischenmenschlich Tiefgründiges. Es finden sich einige treffende Beobachtungen und kleine Weisheiten, zum Beispiel: „als wäre mein Aussprechen des Unausgesprochenen unangenehmer als das Unausgesprochene selbst“.
Luc und Sam empfinde ich nicht als komplett gegensätzlich, aber sehr verschieden.
Sam ist vor allem sprunghaft, unentschlossen, von Unruhe getrieben und locker bis hin zu verantwortungslos.
Luc zeigt sich verantwortungsbewusst, diszipliniert und zielstrebig.
Dabei sind beide einfühlsam, ansonsten hätte diese Beziehung wohl auch keine Chance.
Schade fand ich, dass Drogen bei beiden eine Rolle spielen. Dabei passt das gar nicht zu Luc. Aus meiner Sicht wird das Herumexperimentieren damit unnötig und unrealistisch normalisiert.
Auch Nebenfiguren werden so stark charakterisiert, dass sie gleich plastisch werden.
Der Erzählstil ist relativ schlicht. Über Dialoge und Gedanken wird vieles herausgestellt. Dabei werden wenige Signalwörter eingefügt, die für die Figur sprechen.
Das Buch kreist um das zentrale Thema, ob eher das Motto „Gegensätze ziehen sich an“ oder „Gleich und gleich gesellt sich gern“ zutrifft.
Außerdem klingt das Thema an, ob die Person wichtiger ist, mit der man zusammenlebt oder die Zukunftsträume an sich (z. B. Haus, Auto, Kinder). Dabei geht es nicht darum, für eine Person zurückzustecken, sondern ob sich nicht einige Vorstellungen mit Blick auf eine gemeinsame Zukunft von selbst anpassen.
Mir hat es Freude gemacht, das Buch zu lesen. Zwar ist es kein Spannungsroman, aber es fängt den Zeitgeist sehr gut ein und holt mit Sicherheit viele Menschen in ihren späten Zwanzigern ab.
Zudem kommen einige interessante Sichtweisen, Lebensansichten und moderne Weisheiten vor.
Erschienen beim Eichborn Verlag
Autorin / Autor: Claudia B. - Stand: 27. November 2024