Online-Shopping nachhaltig – geht das?

Surya wohnt auf dem Land. Da ist shoppen gehen gar nicht so einfach und Online-Shopping eine echte Lösung. Geht das auch nachhaltig?

Shopping auf dem Land ist manchmal eine ziemliche Herausforderung! Ich wohne seit meiner Kindheit in einem kleinen Ort. Außer einem kleinen Supermarkt, in dem man das fehlende Stück Butter zum Frühstück kaufen kann, gibt es hier nicht viel an Shopping Möglichkeiten. Wenn ich etwas für mich kaufen möchte, muss ich also immer fahren. Und das meist mit dem Auto. Ein Bus kommt nur an Werktagen bis 18 Uhr, und manchmal kommt er eben auch einfach mal nicht… Wenn meine Freund:innen und ich mal shoppen gehen wollen, wird das also meist zu einem Tagesausflug. Auch im näheren Umfeld sind Läden für junge Menschen sehr rar. 30 km oder mehr zum Einkaufen zu fahren, sind nicht unüblich. Ist das wirklich nachhaltig? Nein, mit Sicherheit nicht. Und dann noch nachhaltige Klamotten zu kaufen, kann auf dem Land eine wirkliche Herausforderung sein. Der Zugang fehlt, wie zu so vielem. Die Suche nach unseren Abschlussballkleidern wurde somit bis zur letzten Minute rausgezögert. Wo haben wir das perfekte Kleid dann letztendlich gefunden? Natürlich im Internet! Online-Shopping hat gerade in ländlichen Gegenden einen hohen Stellenwert. Was vor Ort an Möglichkeiten und Geschäften nicht gegeben ist, lässt sich im Internet aufholen.
Und natürlich ist der Mensch bequem und bestellt gerne gemütlich vom Sofa aus, anstatt weit zu fahren. Ist es nicht vielleicht sogar umweltschonender, wenn nicht jede:r vom Land aus mit seinem Auto 30 km oder weiter in die Stadt fährt, um einzukaufen? Andererseits fährt ein Transporter durch die Gegend und schifft unsere Pakete umher. Durch Online-Shopping offenbart sich der große Vorteil der Alles-Verfügbarkeit. Auch nachhaltige Produkte! Vielleicht ja doch nicht so schlecht für Menschen fernab der Zivilisation?

Doch der Trend zur Lieferung vor die Haustür geht steil nach oben – auch in Städten. Selbst Supermärkte werben nun mit einer Lieferung nach Hause, und immer mehr Shops bestehen nur noch online auf einer Webseite. Diese Entwicklung schadet aber nicht nur den lokalen Geschäften, welche durch die Verlagerung des Handels ins Internet pleitegehen, sondern auch unserer Umwelt.

Konsequenzen eines Paketes

Die Probleme in Verbindung mit Online-Shopping beginnen schon beim Einpacken unserer Bestellung. Versandverpackungen schützen zwar unser Paket, doch bleiben sie am Ende als Müll zurück. Und davon reichlich.
Täglich bestellen Menschen in Deutschland ihre Güter zu sich nach Hause vor die Haustür. Allein an Kleidung werden täglich 800.000 Pakete deutschlandweit verschickt. Der CO2 Ausstoß beträgt dabei um die 400 Tonnen. Das entspricht etwa 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking. Und diese Reise 365 Tage im Jahr.

Und wenn das Paket dann bei uns ist? Wenn etwas nicht gefällt oder nicht passt, gibt es die Möglichkeit einer Rücksendung. Nach einer Studie des Bundesumweltministeriums (BMUV) wurde 2019 etwa jedes fünfte Paket wieder zurückgeschickt. Eins von 5 Paketen wird also erneut durch die Gegend gefahren und hinterlässt seine Spuren. Und leider wird vieles von dem, was wieder beim Händler landet, weggeschmissen. Wieder Fast Fashion! Der Aufwand, ein zurückgeschicktes Produkt zum Weiterverkauf wieder aufzuwerten und zu sortieren, ist in einige Fällen teurer als es wegzuschmeißen. So unterstützen einige große Unternehmen die Wegwerf-Gesellschaft. Immerhin werden immer mehr Onlineshops für diese Praxis mittlerweile kritisch beäugt und beginnen durch die Kritik umzudenken. Aber auch wir Konsument:innen sind ein Teil davon. Online-Shopping fördert den schnellen Konsum und unbewusstes Kaufen. Wir müssen nicht viel nachdenken, um online eine Jeans zu bestellen. Bezahlt wird meist danach, also verspüren wir zunächst nur Freude. Anstatt dieses Privileg wahllos zu nutzen, sollten wir als Konsument:innen bewusst hinterfragen, welche Auswirkungen unser Handeln und Luxus hat. Was kann ich tun? Wie kann Online-Shopping nachhaltiger werden?

Sammelbestellungen tätigen, Retouren vermeiden, nichts Unnötiges kaufen

So lohnt es sich zum Beispiel, einmal eine Sammelbestellung aufzugeben, anstatt dass sich immer wieder kleinere Pakete auf den Weg zu einem nach Hause machen müssen. Vorausschauendes Bestellen kann nachhaltiger sein. Dazu gehört auch, Größentabellen zu beachten, die einen im Voraus besser einordnen lassen, ob das bestellte Produkt passen wird, oder welche Größe ausgehend von der Passform die beste Wahl wäre. So können Retouren vermieden werden und das Paket muss nur einmal auf die Reise geschickt werden. 

Hilfreich ist, nur Dinge online zu kaufen, die nicht im Laden in der Nähe erhältlich sind. So werden die lokalen Händler:innen gestärkt und keine überflüssigen Bestellungen getätigt. Kaufe nur Dinge, die du auch wirklich benötigst. Minimalistisch leben, heißt nicht immer auf alles zu verzichten. Vielmehr bedeutet es, zwei Mal nachzudenken, bevor der „Jetzt Bestellen“-Button gedrückt wird. Beim Online-Shopping kann man leicht mal die Übersicht verlieren und sich zu Schnellkäufen verleiten lassen. Es wird mit Rabatten gelockt oder durch den Versandfrei-Mindestbestellwert verführt, mehr Produkte zu kaufen, die dann am Ende doch in einzelnen Paketen verschickt werden.

Positiv ist: Es gibt immer mehr Online-Secondhandbörsen, die gezielt gebrauchte Produkte und Klamotten verkaufen, bei denen Umweltbelastungen durch die Herstellung wegfallen. Leihen, Tauschen, Teilen – alles ist durchs Internet möglich und umgeht Fast Fashion. Aussortierte Kleidung kann jemand anderem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wir können uns bewusst dafür entscheiden, wo wir bestellen und von welchen Händler:innen wir unsere Waren beziehen. Einige Lieferdienste arbeiten auch schon klimaneutral. Wenn du siehst, dass der Online-Shop mit DHL GoGreen zusammenarbeitet, tust du schon etwas Gutes. Es kann sich außerdem positiv auswirken, auf den Sitz des Onlineshops zu achten, um unnötige Ferntransporte zu umgehen. Auch Geduld kann sich auszahlen: Wer die die Versand Optionen „prime“ oder „express“ umgeht, kann eine zusätzliche Belastung der Umwelt vermeiden, denn die Transporter sind oft nicht vollständig ausgelastet und die Fahrten nicht optimal geplant, vor allem wenn die Ware schnell zugestellt werden muss.

Die letzte Meile umweltfreundlich zurücklegen

Nicht zuletzt spielt „die letzte Meile“ eine entscheidende Rolle – nicht nur beim Einkaufen, sondern auch beim Online-Shopping. Die letzte Meile beschreibt die letzten Meter vom Paketzentrum bis vor die Haustür der Kund:innen. Wenn das Paket nicht zugestellt werden kann, muss diese Strecke teilweise mehrfach aufgenommen werden. Sichergestellt werden sollte daher, dass das Paket bei uns zu Hause ankommen kann, zum Beispiel durch einen Ablageort, Nachbarn oder eine Paketstation, welche mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreicht werden kann.

Massenkonsum und Umweltbelastung durch Online-Shopping ist auf unsere vernetzte, moderne und schnelle Welt zurückzuführen. Jeder will alles schnell, günstig und immer verfügbar haben. Vielleicht schaffen wir es alle, bewusster mit unserem Konsum umzugehen und andere zu inspirieren, ihr Handeln und Kaufen zu überdenken.

Quellen

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Surya Sommer - Stand: 28. Juni 2023