Peinlich, nervig oder Kult?
Am Samstag findet das Finale des Eurovision Song Contest statt - die Geschmäcker gehen auseinander
Seit Wochen, nein Monaten ist von allen Seiten zu hören, wie egal den jeweiligen Gesprächspartnern dieser Eurovision Song Contest (ESC) ist, wie genervt sie von der ganzen Berichterstattung sind und wie doof doch diese Lena. Und dieser Raab erst! Und trotzdem: Alle reden davon.
Diese Woche nun kommt keiner mehr daran vorbei. Es ist Eurovisionswoche. Am Samstag ist es endlich soweit, worauf die Grand-Prix-Fan-Gemeinde seit einem Jahr wartet und wovor sich anscheinend alle anderen gruseln: Der Eurovision Songcontest findet in der Düsseldorfer Arena statt. Zum ersten Mal seit 1983 in Deutschland!
Zwei Stunden Show, eine Stunde Punktevergabe. Für die einen stinklangweilig, für andere der pure Horror und für viele, viele Fans: einer der Höhepunkte des Unterhaltungsjahres.
Der ESC ist Kult. Weil er seit über 50 Jahren zum Inventar der europäischen Kultur gehört, und weil es so viele Ausflüge in die Untiefen der Peinlichkeit gab und gibt. Diese, und nicht die musikalischen Höhenflüge, sind es, an die man sich Jahre oder Jahrzehnte später noch erinnert!
Stimmen die alten Vorurteile noch? Abendkleider, Windmaschinen und Schlager? Auf den Gesichtern der Diven so viel Make-Up, dass es für alle Tänzer gleich mit reichen sollte? Die Frisuren! Die Ausschnitte! Die Kostüme! Nicht zu vergessen: die Pyrotechnik! Was wäre der Grand Prix - der übrigens schon immer offiziell „Eurovision Song Contest“ heißt – ohne Feuerwerk auf der Bühne?
Pompös, laut, grell und mit schauderhafter Musik: das Klischee hält sich. Die Veranstalter dagegen versprechen ein modernes Popfestival mit klassischen Zutaten.
Und dann ist da noch Lena.
Im letzten Jahr hat „die Deutsche Hoffnung“ überragend gewonnen, in diesem Jahr hagelt es von allen Seiten Kritik.
War Lena-toll-finden im letzten Jahr noch Konsens, ist es heute fast uncool zuzugeben, dass man sie immer noch mag: die einen werfen ihr vor, dass die ewig gleiche „unverbrauchtes Mädchen“-Masche nicht mehr zieht, die anderen das Gegenteil, nämlich, dass sie den Zauber und die Unbefangenheit verloren hat, eben nicht mehr das unverbrauchte Mädchen ist, und die neue, coolere und sexy Rolle ihr nicht stehe. Und was die einen frech, selbstbewusst und spontan finden, ist für andere einfach unverschämt. Zum Beispiel, als sie den unvorbereiteten Moderator Frank Elstner vor laufender Kamera vorführte.
Aber wenn sowohl die Veranstaltung an sich, als auch die deutsche Teilnehmerin so geschmäht werden: Warum sind dann auch die großen, seriösen Medien voll davon, warum werden Grand Prix-Partys veranstaltet und die Einschaltquoten jeder Jahr gigantisch? Vielleicht ist es eine Lust am Fremdschämen, vielleicht ist aber auch alles gar nicht so schlimm!
Wie seht Ihr das: Schaut ihr Samstagabend? Oder seid ihr froh, wenn das ganze Brimborium vorüber ist? Oder noch besser: beides?
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 12. Mai 2011