Zu viel Lob ist auch nicht gut
WissenschaftlerInnen der Uni Graz erforschen die Prüfungsangst und entwickeln Gegenstrategien
Ein Blick auf die Fragen und schon setzt Herzrasen ein, die Hände werden feucht und man möchte am liebsten davon laufen – Prüfungsangst lässt alles Gelernte wie weggeblasen erscheinen. „Befällt einen während eines Tests die Panik, kann man sich nicht mehr auf die gestellten Aufgaben konzentrieren“, weiß auch Univ.-Prof. Dr. Manuela Paechter vom Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz. In einem Kooperationsprojekt zwischen pädagogischer und biologischer Psychologie erforscht sie verschiedenste Facetten der Prüfungsangst und untersucht Strategien, die den Stress reduzieren. „Lehrende können etwa durch ein gezieltes Variieren von kniffligen und leichteren Prüfungsaufgaben den Druck verringern“, nennt die Expertin eine Möglichkeit, dass KandidatInnen nicht bereits am Anfang resignieren.
Allerdings kann auch laut den ForscherInnen zuviel Lob im Unterricht die nervliche Belastung erhöhen. Klaffen nämlich Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinander, erhöhe das die Anspannung, auch noch nach der Prüfung. „Das Selbstwertgefühl zu stärken, ist natürlich wichtig, aber das Feedback sollte trotzdem angemessen sein, um den SchülerInnen und Studierenden kein unrealistisches Selbstkonzept nahezulegen“, betont Paechter. Wie man Begabungen richtig einschätzt und Beurteilungen so formuliert, dass sie motivieren, müsse in der Ausbildung von Lehrkräften besser vermittelt werden.
Außerdem sollten die Kinder bereits frühzeitig lernen, ihre eigenen Leistungen und die von anderen richtig zu bewerten, ergänzt die Psychologin. Bei der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten zeigen Studien deutliche Geschlechtsunterschiede, besonders in naturwissenschaftlichen Fächern. Hier würden Jungen und Männer dazu tendieren, ihr Wissen überzubewerten, während Mädchen und Frauen ihr Licht tendenziell unter den Scheffel stellen.
Diese überkritische Selbstwahrnehmung habe allerdings auch ihre positiven Seiten, wie Ao.Univ.-Prof. Dr. Ilona Papousek festgestellt hat. Seit fünf Jahren erforscht die biologische Psychologin in einem interdisziplinären und internationalen Team die Rolle der Gefühle beim Lernen. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade weibliche KandidatInnen die Angst anspornt: „Sie bewirkt ein effektiveres Lernverhalten“, so die Forscherin. Junge Männer neigen hingegen dazu, die Vorbereitung auf die Prüfung hinauszuzögern – eine wenig Erfolg versprechende Strategie.
Was tust du gegen Prüfungsangst?
Autorin / Autor: Pressemitteilung