Rache nein, Gerechtigkeit ja
Studie: Ungerechtigkeit gehört gerecht bestraft
Wie du mir, so ich dir – ganz so nachtragend ist der Mensch anscheinend nicht. Zumindest nicht die Testpersonen, die an einer aktuellen Studie des University College London teilnahmen. Strafe muss trotzdem sein, so scheint der/die ein oder andere zu denken, allerdings nur, wenn diese Gerechtigkeit wiederherstellt. Zu diesem Schluss kamen Nichola Raihani und ihre Forscherkollegen in einem Computer-Experiment mit 560 TeilnehmerInnen.
Die ForscherInnen teilten die Teilnehmenden in zwei Gruppen auf. Beiden Gruppen zahlten sie zu Spielbeginn unterschiedliche Geldbeträge aus: Der ersten, der Betrüger-Gruppe, entweder weniger oder gleich viel wie den Teilnehmenden der zweiten Gruppe. Die BetrügerInnen bekamen nun die Möglichkeit, der zweiten Gruppe Geld zu entwenden. Die „Bestohlenen“ wiederum konnten dafür eine Geldstrafe verhängen.
Und siehe da: Meistens duldeten die Betrogenen die Schummelei. Weniger als 20 Prozent der Bestohlenen entschieden sich für eine Strafe, wenn der Dieb sich aus seinem Diebstahl keinen großen Vorteil verschaffte. Hatten die "Diebe" hinterher allerdings mehr Geld als sie selbst, so schreckten die meisten nicht mehr vor einer Geldstrafe zurück. Sie wollten Gerechtigkeit herstellen. Es war also nicht der eigene Verlust, der über die Bestrafung entschied. Die Bestohlenen wogen stets die Situation ab und bestraften den Dieb nur dann, wenn sein Gewinn unrechtmäßig hoch war und sie sich selbst dadurch benachteiligt fühlten.
Die Ergebnisse zeigen: Nicht immer ist der Mensch auf Rache aus. Vielmehr diene die menschliche Strafe dazu, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, folgern die ForscherInnen. Zumindest in diesem Experiment war es nicht das Bestreben der Bestohlenen, es den Dieben mit gleicher Münze heimzuzahlen. Die ForscherInnen mutmaßen: Der Mensch reagiert empfindlich auf Ungerechtigkeit und versucht solche Situationen möglichst fair zu regeln, um auch auf Dauer ein kooperatives Verhalten sichern zu können.
Von wegen Rache ist süß! Gerechtigkeit scheint eben oft tatsächlich erstrebenswerter als sinnloses „wie du mir, so ich dir“-Gehabe ;-).
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 24. Juli 2012