„Größter Rechtsruck unter Jugendlichen und Jungwähler*innen seit 1949“

Deutschlands größtes Schulnetzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage appelliert an alle demokratischen Kräfte: Gemeinsam müssen wir unsere Demokratie schützen!

Die Landtagswahl in Thüringen und Sachsen hat für eine regelrechte Schockwelle gesorgt. Fast jede:r dritte Wähler:in in Sachsen und Thüringen hat für die AfD und damit für eine Partei gestimmt, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Die Ergebnisse haben auch im Ausland für sorgenvolle Schlagzeilen gesorgt. Da wird vor einem "politischen Zusammenbruch in Deutschland" gewarnt (El Mundo), einem besorgniserregenden Sieg für Putin (italienische Tageszeitung La Repubblica) und selbst in der US-amerikanischen New York Times wird den ostdeutschen Wählenden ein Hang zu extremen Parteien bescheinigt. Das sei ein Alarmzeichen für die Gesundheit der deutschen Demokratie.

Sorge macht auch, dass vor allem junge und Erstwähler:innen sich von der AfD offenbar so sehr angesprochen fühlen. Sanem Kleff, Direktorin der Bundeskoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage spricht mit Blick auf das Wahlverhalten junger Wähler:innen in Sachsen und Thüringen vom "größten Rechtsruck unter jungen Menschen" spricht, den die Bundesrepublik seit 1949 innerhalb einer Wahlperiode jemals erlebt habe. Sie fordert eine Auseinandersetzungen mit den Ursachen - wie etwa den Nachwirkungen der Pandemie, aber auch der militärischen Konflikte in der Ukraine und in Gaza und verweist darauf, wie wichtig Demokratiebildung in der Schule sei und fordert Lehrkräfte auf, Haltung zu zeigen: „Laut Schulgesetzen und Beutelsbacher Konsens hat Schule die Aufgabe, demokratische Werte und kritisches Denken zu fördern. Das bedeutet: Lehrkräfte sollen sich nicht neutral verhalten – sondern auf Basis des Grundgesetzes eine klare Haltung zum Beispiel gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Gewaltverherrlichung und menschenverachtende Aussagen zeigen.“

Warum sind ausgerechnet junge Wähler:innen so zahlreich bereit, eine deutschtümelnde Partei zu wählen, die Toleranz und Zusammenhalt als "woke" abkanzelt, die sich über Klimaschutzmaßnahmen lustig macht, deren "familienpolitisches Ideal" ein ewig gestriges Vater-Mutter-Kinder-Modell ist und die sich in Sachen Bildung "auf erfolgreiche Konzepte der Wissensvermittlung in der DDR" beruft? Darüber wird in den kommenden Wochen sicher viel gerätselt werden. Einfache Antworten darauf wird es wohl nicht geben. Ob die AfD an der Regierung beteiligt wird, steht glücklicherweise noch in den Sternen, Fakt ist, dass sie an Einfluss gewinnt und unsere demokratischen Grundrechte gefährdet. Auch die Wirtschaft fürchtet zu Recht um die Standortattraktivität. Welche ausländischen Fachkräfte, die so dringend benötigt werden, möchten in einem Land leben und arbeiten, in dem eine Partei vor allem mit migrationsfeindlicher Politik punkten konnte?

Was tun! Was sagen!

Die gute Nachricht ist: Der Großteil der Wähler:innen hat nicht für die AfD gestimmt und in Umfragen sogar große Sorgen und sogar Angst vor diesem Ergebnis bekundet. In Schockstarre zu verfallen und resigniert den Kopf in den Sand zu stecken, wird aber definitiv nicht gegen demokratiefeindliche Kräfte helfen. Setzt euch auseinander, diskutiert, sagt eure Meinung und scheut euch nicht, auch zu streiten über Themen, die alle in Deutschland lebenden Menschen betreffen. Bleibt dabei fair und nicht herabwürdigend, denn natürlich müssen in einer Demokratie auch abweichende Meinungen respektiert werden (solange sie nicht ihrerseits menschenverachtend und herabwürdigend sind.)

Schickt uns eure Meinungen, Kommentare, Vorschläge und was immer euch zu dem Thema einfällt an redaktion@lizzynet.de.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 3. September 2024