Schlaflos im fremden Bett
Forscher_innen erklären den Erste-Nacht-Effekt
Kriegst du in der ersten Nacht in einem fremden Bett kein Auge zu, auch wenn du todmüde in ebendieses fällst? Selbst wenn es eigentlich bequem ist und kein Lärm den friedlichen Schlaf stört? Warum die erste Nacht im Hotelbett, bei Freunden oder in der neuen Wohnung oft nur wenig erholsam ist, berichten jetzt Forscher_innen von der Brown University in der Fachzeitschrift „Current Biology“. Es liegt daran, dass eine Gehirnhälfte während des Tiefschlafs wacher bleibt als die andere. Schlafen wir in einer ungewohnten Umgebung, so ist unser Gehirn also gerne mal in Alarmbereitschaft. Die Forscher_innen sprechen auch von dem Erste-Nacht-Effekt.
„Wenn du das Kissen wechselst, schläfst du nicht“, sagt ein japanisches Sprichwort. Warum das so ist, haben Yuka Sasaki und ihr Team in drei Schlaflabor-Experimenten mit 35 Freiwilligen getestet. Die Forscher_innen maßen die Hirnströme der Teilnehmer_innen und schauten unter anderem, wie sie auf unregelmäßige Pieptöne reagierten. In allen Experimenten stellten die Forscher_innen fest, dass die linke Gehirnhälfte der Testpersonen innerhalb der ersten Tiefschlafphase während der ersten Nacht aktiver war als die rechte und empfindlicher auf Geräusche reagierte. Dies legte sich allerdings in den folgenden Nächten und das gesamte Gehirn schlief nun wieder. Wir scheinen uns also recht schnell an neue Betten zu gewöhnen.
Bei Meeressäugern wie Delfinen oder Walen wisse man bereits von dem so genannten Ein-Hemisphären-Schlaf, bei dem eine Gehirnhälfte wach bleibt. Schließlich müssen sie regelmäßig an die Wasseroberfläche schwimmen, um zu atmen und in Alarmbereitschaft sein, falls sich Feinde nähern – auch während des Schlafs.
Anscheinend aktiviert unser Gehirn in fremden Betten auch eine Art „Aufpasser". Wer das nicht will, könnte immerhin versuchen, sein eigenes Kopfkissen mitzunehmen und somit das japanische Sprichwort auszutricksen ;-). Und spätestens ab der zweiten Nacht sollte es dann eh wieder mit dem erholsamen Schlaf klappen.
Quelle
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. April 2016