Schlechte Gewinner?
Studie: Sieger-Typen verhalten sich aggressiv gegenüber Verlierern
Schlechte Verlierer kennt jeder: Kleine Brüder, die um sich schlagen, weil sie beim Mensch-Ärger-dich-nicht verlieren, die schäumende Zweitplatzierte beim entscheidenden Wettlauf oder ausrastende Boxkampf-Loser. Dass Verlierer Aggressionen entwickeln macht Sinn. Jeder Mensch möchte ein positives Bild von sich hochhalten, sich gut und kompetent fühlen und nicht gerne von anderen vorgeführt bekommen, dass die eigene Kompetenz von anderen spielend übertroffen werden kann. Das frustriert und führt nicht selten zu aggressivem Verhalten gegenüber der Person, die einen so frustriert hat.
Französische und amerikanische ForscherInnen haben nun aber herausgefunden, dass man eher vor den Siegern in Deckung gehen sollte als vor den Verlierern. Sie untersuchten in drei voneinander unabhängigen Studien verschiedene Theorien, die nahelegen, dass gerade das Besser-Sein und Gewinnen zu aggressiven Tendenzen gegenüber den schlechter Gestellten führt. Grund für das aggressive Gewinner-Verhalten soll unter anderem sein, dass das Gefühl der Macht die Betroffenen enthemmt und ihr Einfühlungsvermögen reduziert. Auch die sinkende Akzeptanz der Gesellschaft gegenüber "Losern" unterstütze derartige Aggressionen.
In ihren Versuchen ließen die Wissenschaftler ihre französischen und amerikanischen Testpersonen verschiedene Spiele gewinnen oder verlieren und gaben ihnen anschließend die Möglichkeit, die anderen unterlegenen oder überlegenen Mitspieler zu bestrafen - etwa, indem sie ihnen Tabasco in ein Getränk schütten oder sie mit lauten Geräuschen quälen durften. Dabei erwiesen sich in allen drei Versuchen die Gewinner als aggressiver gegenüber den Verlierern, während diese sich deutlich milder gegenüber ihren Überwindern zeigten.
Beide Theorien - sowohl die vom schlechten Verlierer als auch die vom schlechten Gewinner - finden in der Literatur und in wissenschaftlichen Studien Bestätigung. Die Ergebnisse dieser Experimente gehen dabei deutlich in die Richtung des schlechten Gewinners. Grund für die Autoren, die Unterlegenen - in welchem Wettstreit auch immer - zu warnen: "Watch out when you are the loser."
Die Ergebnisse der Studie ist in der Fachzeitschrift "Social Psychological and Personality Science" (online) erschienen.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 21. Februar 2012