Schultoilette? Bäh!
Studie an Berliner Schulen bringt wenig überraschende Erkenntnisse: Schultoiletten werden negativ wahrgenommen und von vielen Schüler:innen gemieden
Eine wenig überraschende wissenschaftliche Erkenntnis bringt eine aktuelle Studie zu Sanitäranlagen an Berliner Schulen zu Tage: Die Mehrheit von Schüler:innen nimmt Schultoiletten als einen negativen Ort wahr und meidet deren Nutzung. Vieles funktioniert nicht richtig, es fehlt die Privatsphäre, es stinkt und Toilettenpapier und Seife fehlen häufig, beklagen die Schüler:innen von 17 weiterführenden Schulen aus 11 Berliner Bezirken, die für die Studie befragt wurden. Die Ergebnisse decken sich mit Berichten aus anderen Städten.
Es wurde aber auch deutlich, dass einfache Maßnahmen deutliche Verbesserungen erzielen können. Dazu gehört, dass Schüler:innen an der Gestaltung und Nutzung von Sanitärräumen beteiligt werden, Mängel zeitnah behoben werden und mindestens zwei Mal pro Tag geputzt wird.
Ziel der Berliner Studie war es, herauszufinden, die Perspektive von Schüler:innen bezüglich ihrer Schultoiletten zu erheben und gleichzeitig eine Bestandsaufnahme zu machen, wie es wirklich um die Funktionsfähigkeit, Ausstattung, Sauberkeit und Instandhaltung von sanitären Einrichtungen an Schulen steht. Aus den Ergebnissen konnten Handlungsempfehlungen für Schulen und Politik abgeleitet werden, verbunden mit einer klaren Aufforderung, jetzt zu handeln.
Gesundheitliche Risiken durch Toilettenvermeidung
Denn die negative Wahrnehmung und damit einhergehende Vermeidung von Toilettengängen im Schulalltag kann zu einer Reihe vielfach belegter gesundheitlicher Risiken führen, angefangen von Konzentrationsstörungen bis hin zu Blasenentzündungen, Verstopfung mit Bauchschmerzen und sogar Infektionskrankheiten. Aus diesem Grunde drängen das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und die German Toilet Organization (GTO), die die Studie gemeinsam durchgeführt haben, schon lange darauf, den Ort endlich aus der Tabuzone herauszuholen und anstelle von Schuldzuweisungen eine konstruktive, gemeinschaftliche Herangehensweise für eine dauerhafte Besserung der Zustände voranzutreiben.
Dabei sollte das Augenmerk nicht darauf beschränkt werden, ob die Räume angemessen ausgestattet sind und wie Fehlverhalten von Schüler:innen dort vermieden werden kann, sondern Schultoiletten sollen in ihrer ganzen Komplexität erfasst werden (was auch immer das genau bedeuten soll).
Dr. Andrea Rechenburg, die die Auswertung der Daten am IHPH leitete, verwies auf das Nachhaltigkeitsziel Nr. 6 „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten“. Auch wenn dieses Ziel in Deutschland als gesichert gilt, sei es in Deutschlands Schulen lückenhaft. Denn die tatsächliche Funktionalität von Sanitärräumen werde nicht dokumentiert. Darum soll nach Willen der Forscher:innen in künftigen Studien genauer herausgearbeitet werden, was Schüler:innen sich für ihre Schultoiletten wünschen und brauchen, so dass das Nachhaltigkeitsziel Nr. 6 für alle und zu jeder Zeit erfüllt werde könne.
Bis dahin hilft wahrscheinlich nur Nase zu und durch.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 29. August 2023