Schwester, Freundin, Rollerfahrerin

Studie: Kinder, die sich ihre unterschiedlichen Rollen bewusst machen, denken flexibler

Ein Experiment US-amerikanischer Forscher_innen um Sarah Gaither von der Duke University zeigt, dass unsere Selbstwahrnehmung auch unsere kognitiven Fähigkeiten beeinflussen kann - zumindest gilt dies für Kinder.

*Wie kommt der Bär zum Honig?*
In der Studie sollten Kinder verschiedene Aufgaben und Probleme lösen. Beispielsweise sollten sie Wege finden, wie ein hungriger Bär an einen Bienenstock hoch oben im Baum gelangen kann. Die Kinder wurden im Vorfeld auf die Aufgaben unterschiedlich vorbereitet. Einigen Kindern wurde vor Augen geführt, dass sie in ihrem Leben viele unterschiedliche Rollen ausfüllen. Sie sind Kinder, Freundinnen, Geschwister, Nachbarn, Leser_innen oder Helfer_innen. Anderen wurde hingegen verdeutlicht, was sie für verschiedenartige körperliche Merkmale haben (Arme, Beine, Mund usw.).

In einem zweiten Experiment wurden beide Gruppen auf die unterschiedlichen Rollen hingewiesen, die man einnehmen kann, bei einer Gruppe wurde das auf die Kinder selbst bezogen, bei der anderen Gruppe auf die vielen Rollen anderer Kinder, aber nicht auf die eigenen.

Kinder, die an ihre eigenen verschiedenen Rollen erinnert worden waren, schnitten in den Problemlösungsaufgabe kreativer ab. Ihnen fielen mehr ungewöhnliche Lösungen für die Problemstellungen ein. Darüber hinaus bewiesen sie eine größere Flexibilität im Denken, etwa, wenn es darum ging, verschiedene Fotos von Menschen in Kategorien einzuteilen. Hier zeigten sich die Kinder, die sich ihrer eigenen Vielseitigkeit bewusst waren, weniger eingeschränkt: Sie sortierten auf unterschiedlichste Weise, etwa in Lächeln und Nicht-Lächeln oder in Jung und Alt. Die anderen Kinder ordneten die Gesichter wesentlich häufiger nach den Kategorien Geschlecht und ethnische Herkunft.

Für die Forscher_innen verdeutlichen die Ergebnisse, dass wir in unserer Gesellschaft dazu neigen, uns in erster Linie immer nur mit einer wichtigen Gruppe zur gleichen Zeit zu identifizieren, etwa als Weiße oder Frauen. Wenn man Kinder aber an ihre verschiedenen Identitäten erinnere, dann gelänge es ihnen, über diese vorgegebenen gesellschaftlichen Kategorien von Geschlecht und ethnischer Herkunft hinauszudenken.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Developmental Science erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Juli 2019