Seit du gegangen bist
Autorin: Jacqueline Woodson
ins Deutsche übersetzt von von Barbara Neeb, Katharina Schmidt
Lest dieses Buch. Wobei, das sollte heißen, überfliegt diese Rezension und führt euch dann den Roman zu Gemüte. Ihr werdet es nicht bereuen.
Zuerst muss ich an dieser Stelle aber etwas erwähnen, was mir erst später aufgefallen ist. „Seit du gegangen bist“ von Jaqueline Woodson ist Band 2 der Geschichte Ellies und Miahs. Was mich nicht groß störte, denn die Handlung und wahrscheinlich auch die Schreibweise knüpft nach meinem Wissen nicht wirklich an Band 1 an. Der zweite Teil ist anders. Das weiß ich, ohne den ersten Teil gelesen zu haben.
Denn Miah ist erschossen worden. Möglicherweise auch am Ende des ersten Teils. Einfach nur, weil er schwarz war. Einfach nur, weil Menschen deswegen glauben, sie hätten das Recht. Was sie nicht haben. Solche Geschichten passieren viel zu oft. Aber was passiert danach? Auf dem Klappentext heißt es „das war das Ende“. Für Miah, aber auch für Ellie, die zusammen „ein Ganzes ergaben“ (s. Klappentext) und für alle seine Angehörigen, aber auch flüchtigen Bekannten. Aber ist das wirklich so? Aus dem Schreibstil wird sehr deutlich, dass Weiterleben, wenn ein so geliebter Mensch einfach von uns geht, hart ist. Natürlich.
Dennoch geht es weiter und genau den Aspekt hat auch die Autorin in einem Hintergrundteil des Buches erwähnt:
"[…] kamen die Terroranschläge […] am 11.September 2001 […] wie wir weiterleben, wenn wir so plötzlich und unerwartet Menschen verlieren.
Ob es nun die Mutter betrifft, die seit dem Tod ihres Sohnes kaum noch aufsteht. Ob es Miahs Teamkollege aus dem Basketballteam ist, den alle nur mit Ellies Freund vergleichen. Oder ob es auch um sie selbst geht, die seit seinem Tod nicht mehr sicher ist, wer sie jetzt eigentlich ohne Miah ist.
Dieser Roman hat mich tief berührt. Und das lag nicht nur an der Geschichte. Auch die Art, wie diese aufgebaut war, hat mich zum Nachdenken angeregt. Es gab drei unterschiedlich lange und betitelte Teile, die sich voneinander langsam, aber sicher unterschieden. Am Anfang des Endes, zumindest kommt es den Personen so vor, sind sie in ihren Gedanken, ihrem Schmerz gefangen. Haben ihre eigene Art, über Miahs Tod nachzudenken. Dadurch gibt es fast keine wörtliche Rede, was aber nicht zäh wird. Im Laufe entwickelt sich die Handlung mitsamt den Personen zur Heilung, die sich die Trauernden auch gegenseitig schenken.
Für mich ist dieses Buch ein Ganzes. Nichts, was ich irgendwie kritisieren könnte. Es hat mich zu sehr gefangen und war zusammen mit dem Schreibstil so intensiv, dass ich jetzt noch darüber nachdenke. Jetzt wisst ihr, warum ich denke, dass es sich lohnt zu diesem Buch zu greifen. Es wird traurig sein. Aber es lohnt sich dennoch, weil Trauer so eine reelle, alltagsnahe Emotion ist, die sich nicht vergleichen lässt und die wir alle nachfühlen können. Greift einfach danach. Vielleicht hilft es ja auch euch.
*Erschienen bei cbj*
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Autorin / Autor: Julika - Stand: 2. April 2024