Was motiviert für MINT?
SINUS-Studie unter 10- bis 16-Jährigen zeigt, dass vor allem Alltagsnähe und motivierende Lehrkräfte helfen können, Schüler:innen mehr für MINT Fächer zu begeistern
Selbst experimentieren gewünscht
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) sind ein wichtiger Bestandteil fast aller Berufsfelder und eigentlich für das Leben in unserer heutigen Welt unverzichtbar. Warum aber haben so viele Schüler:innen keine richtige Lust auf diese Fächer, und warum gilt bei ihnen insbesondere Mathematik als unbeliebtes Fach? Angst scheint nicht der Grund zu sein, sondern eher, dass die Schüler:innen den Alltagsbezug vermissen. Das ist eine der Erkenntnisse der SINUS-Studie im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung, in deren Rahmen 10- bis 16-Jährige zu ihrer Einstellung zu MINT-Fächern befragt wurden.
In der Untersuchung wurde deutlich, dass Kinder und Jugendliche MINT-Unterricht vor allem dann gut finden, wenn sie selbst experimentieren dürfen, der praktische Bezug zum Alltag oder einem Berufswunsch klar wird und wenn die Lehrerin oder der Lehrer selbst vom Fach begeistert ist und gut erklären kann. Grundsätzlich gehen drei Viertel der befragten 10- bis 16-Jährigen gern zur Schule – vor allem, weil sie dort ihren Freundeskreis treffen und in eine soziale Gemeinschaft eingebunden sind. Beklagt werden allerdings auch hoher Zeitdruck durch eine große Stofffülle und ein mitunter anstrengendes Lernklima durch Mitschülerinnen und Mitschüler, die den Unterricht und damit die eigene Konzentration stören.
Keine Lust auf Mathe trotz guter Noten
Mit Blick auf die Beliebtheit der MINT-Fächer ist für viele der Befragten nicht ausschlaggebend, ob sie in einem Fach nach eigener Einschätzung gut unterwegs sind. In Mathematik halten sich beispielsweise 78 Prozent der Schüler:innen auf einer vierstufigen Skala für „sehr gut“ oder „gut“ in Mathe. Gefragt, ob sie das Fach auch mögen, bejahen das nur noch 36 Prozent. Und lediglich 29 Prozent können sich vorstellen, einen Beruf zu ergreifen, in dem Mathematik eine große Rolle spielt. Am besten fällt das Urteil im Fach Technik aus: 85 Prozent schätzen sich selbst als „sehr gut“ oder „gut“ ein. 54 Prozent mögen das Fach und 49 Prozent können sich vorstellen, beruflich etwas mit Technik zu machen. Und auch wenn Fächer themenübergreifend vermittelt werden wie Naturwissenschaften und Sachunterricht, sind sie bei Kindern und Jugendlichen tendenziell beliebter. Jeweils 50 Prozent der Befragten geben an, diese Fächer zu mögen.
Große Diskrepanz zwischen Können, Mögen und Machen
„Für uns ist die große Diskrepanz zwischen Können, Mögen und Machen eine der zentralen Erkenntnisse der Befragung“, macht Jacob Chammon, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung, deutlich. „Dieses Thema müssen wir dringend anpacken, wenn es darum geht, mehr junge Menschen in der Schule für MINT zu begeistern. Es muss uns gelingen, mit ansprechendem, zielgruppenorientiertem Unterricht die Schwelle vom Können zum Mögen zu schaffen. Nur dann werden die jungen Menschen auch das Machen überhaupt in Betracht ziehen.“
Lehrkräfte am wichtigsten für die Motivation
Um heauszufinden, wie sich Schüler:inenn nun besser motivieren lassen, haben die Meinungsforscher:innen die Aussagen der Schüler:innen genau unter die Lupe genommen. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass vor allem die Lehrkäfte hier großen Einfluss haben. „Die Lehrkräfte gestalten die Arbeitsatmosphäre in der Klasse. Besonders positiv bewerten Schülerinnen ind Schüler ihre Lehrerinnen und Lehrer, wenn diese freundliche Autorität ausstrahlen, Humor zeigen und gut erklären können. Ein ganz zentraler Beurteilungsaspekt ist auch, dass Lehrkräfte offen für Fragen sind. Das ist der Schlüssel für den Aufbau von Vertrauen und erfolgreichen Wissenstransfer“, erläutert Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS-Instituts.
Daneben seien auch der Faktor Zeit, der Alltagsbezug und die Möglichkeit, in Themen stärker einzutauchen wichtige "Treiber", die die Motivation für MINT-Fächer steigern könnten.
Viele der Befragten wünschen sich gerade in den MINT-Fächern mehr Zeit, um die als komplex empfundenen Inhalte verstehen zu können. Dazu gehört auch die Möglichkeit, nachfragen zu können. Gerade in Mathematik sehen viele Kinder und Jugendliche ein Problem darin, dass die Inhalte aufeinander aufbauen und haben die Befürchtung, den Anschluss zu verlieren und auch in Fächern wie Chemie oder Physik nicht mehr mitzukommen. Mehr Zeit und Raum wünschen sich die Schüler:innen zudem, um in bestimmte Aspekte tiefer eintauchen zu können.
Für die Studie wurden zwischen August und Oktober 2024 über 40 qualitative Interviews bei Kindern und Jugendlichen zuhause und eine quantitative Befragung mit 863 Kindern und Jugendlichen durchgeführt, die repräsentativ für die 10-16-Jährigen in Deutschland ist.
Wie gefällt dir die News?
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 22. November 2024