Six times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert ist)

Autorin: Tess Sharpe
ins Deutsche übersetzt von Beate Schäfer

Penny und Tate sind keine Freundinnen. Aber auch keine Feindinnen. Eigentlich wissen sie selbst nicht, was sie füreinander sind. Ihre Wege kreuzen sich, seit sie denken können, denn die enge Freundschaft ihrer beiden Mütter hat ihre Leben unweigerlich miteinander verwoben. Als Pennys Mutter sich bereiterklärt, Tates schwer kranker Mutter einen Teil ihrer Leber zu spenden, bekommt die Irgendwie-Beziehung der beiden Mädchen eine neue Intensität: Die Vier sollen fortan zusammenleben. Alles wäre nur halb so wild, wenn zwischen Penny und Tate nicht mindestens sechs Momente stünden, in denen sie sich beinahe geküsst hätten. Und ein Haufen ungesagter Gefühle.
‘Six Times We Almost Kissed (und was beim 7. Mal passiert ist)’ ist ein 2024 auf Deutsch erschienenes Jugendbuch der Autorin Tess Sharpe. Es befasst sich mit queerer Liebe und dem Erwachsenwerden, aber auch mit der Verarbeitung von Trauer und Verlust. Die Kapitel sind wechselnd aus der Perspektive von Penny und Tate verfasst und bestehen teils aus Chatverläufen zwischen den beiden und anderen Figuren.

Der Titel und insbesondere dessen begleitender Untertitel deuten bereits vorweg die Struktur der Buches an - und auch, dass beim siebten Mal etwas anderes passiert. Für mich einerseits ein Spoiler, was die Auflösung betrifft, andererseits hinnehmbar. Etwas anderes hätte ich mir schließlich gar nicht erhofft. (Im Englischen springt einem der Spoiler absolut ins Gesicht.) Das Cover, welches mittlerweile auch von anderssprachigen Ausgaben verwendet wird, wirkt weit ruhiger als der englische Vorgänger und passt meines Erachtens nach besser zu der erzählten Atmosphäre.

Den Schreibstil nehme ich als leicht und leserlich sowie klar und wenig bildsprachlich wahr. Für mich steht daher klar die Handlung im Vordergrund, nicht deren Ausschmückung.
Eine besondere Stärke sehe ich darin, dass das Jugendbuch auch ohne die Überladung mit klassischen Tropes auskommt. Die Grundidee ist mir so auch noch nicht untergekommen und gefällt mir deshalb sehr gut - eine kleine Innovation in meinem Bücherregal. Zudem sind die Hintergrundgeschichten der beiden Mädchen, insbesondere die von Penny, schön ausgearbeitet. Auch das Hobby Rafting ist mir bisher nicht begegnet und deswegen erfrischend zu lesen. Ein thematischer Schwerpunkt liegt auch auf dem amerikanischen Gesundheitssystem und damit einhergehenden Existenzsorgen - ebenfalls ein Aspekt, der dieses Jugendbuch so besonders macht. Nicht außer Acht zu lassen ist außerdem, dass die Geschichte Queersein aufgreift, ohne es ständig zum Thema zu machen. Wer also nach ausführlich beschriebenen Coming-out-Prozessen, Akzeptanz und Ablehnung und Selbstfindung sucht, wird hier nicht fündig. Und das ist auch vollkommen okay.

‘Six Times We Almost Kissed (und was beim 7. Mal passiert ist)’ ist damit wärmstens für alle zu empfehlen, die ein queeres Jugendbuch lesen möchten, das auch mal wenig beschrittene Wege geht. Es lohnt sich in jedem Fall, reinzuschauen und herauszufinden, was beim siebten Mal nun passiert ist.


Erschienen bei Carlsen

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Autorin / Autor: Louisa - Stand: 21. Mai 2024