Sommerdunkle Tage

Autorin: Alice Kuipers

Ivy und Callie sind beste Freundinnen, jung und sorglos, bis Ivy von einem auf den anderen Tag mit ihrer Familie verschwindet. Ohne Abschied oder Erklärung verlässt Ivy die Kleinstadt Edenville und damit auch Callie, in deren Leben sie ein riesiges Loch hinterlässt. Drei Jahre später taucht Ivy auf einmal wieder auf – noch schöner, atemberaubender und attraktiver als Callie sie in Erinnerung hatte. Die beiden nähern sich einander wieder an, verbringen viel Zeit zusammen und es entsteht wieder eine besondere Verbindung zwischen den beiden. Doch da ist auch noch Kurt, ein Kumpel von Callie, der Ivy, wie die allermeisten Männer, unwiderstehlich findet. Auf einmal finden sich die drei in einem Gewirr aus Sehnsucht, Lügen und Geheimnissen wieder, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt.

Bereits auf dem Buchrücken des Hardcovers wird dem Leser ein „unvorhersehbarer Twist“ angekündigt, der dadurch leider um einiges vorhersehbarer wird. Trotzdem gelingt es der Autorin, den Leser trotz einer genauen Schilderung der Ereignisse im Unklaren darüber zu lassen, was tatsächlich passiert. Es wird nicht nur aus mehreren Perspektiven (Ivy, Callie, Kurt) sondern auch auf zwei Zeitebenen erzählt. Dabei schafft es die Autorin jedoch, dem Leser jeweils klar zu vermitteln in welcher Zeitebene er sich befindet, sodass die bei einem Wechsel der Zeitebenen häufig auftretenden Verwirrung vermieden wird. Darüber hinaus ist die Erzählweise der Autorin sehr unaufgeregt und doch fesselnd, ohne dafür künstlich Spannung aufbauen zu müssen. Insgesamt erfährt der Leser immer etwas weniger als er sich wünschen würde, im Verlauf des Buches ist die Neugierde also ein ständiger Begleiter.

Dies ist leider auch eine große Schwäche des Buches, denn mir persönlich ist es mit nicht einmal 250 Seite einfach zu kurz. Ich bin mir sicher, dass die drei Hauptcharakter noch viel ungenutztes Potential haben, das auf weiteren Seiten noch besser zur Geltung gekommen wäre. Die Geschichte an sich ist stimmig und mitreißend, doch der entstehende Spannungsbogen hätte um einiges länger sein können, ohne dass man als Leser das Gefühl gehabt hätte, zu sehr auf die Folter gespannt zu werden. Weitere Ausschmückungen oder Einschübe hätten an vielen Stellen noch ausreichend Raum gefunden, ohne das Buch zu sehr in die Länge zu ziehen. Aufgrund seines geringen Umfangs ist es eine angenehme Lektüre für einen Nachmittag oder maximal ein Wochenende, fesselt den Leser aber leider nicht länger.

Stilistisch und sprachlich hingegen hat mir das Buch sehr gut gefallen, die Autorin hat meiner Meinung nach einen angenehmen und authentischen Schreibstil, mit dem sie vor allem bei jungen Lesern gut ankommt. Insgesamt hat mich die Erzählung an das Buch „Schöne Mädchen brennen nicht“ erinnert, welches gewisse Parallelen zu „Sommerdunkle Tage" aufweist. Trotzdem hat man nicht den Eindruck, eine schon viel zu oft erzählte Geschichte zu lesen, sondern taucht ein in eine Erzählung, bei der man stets im Unklaren ist, was man eigentlich glauben sollte und was als Nächstes passiert.


*Erschienen bei Fischer Verlage*

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    Autorin / Autor: lacrima - Stand: 24. September 2018