Später
Autor: Stephen King
Aus dem Englischen von Bernhard Kleinschmidt
Der sechsjährige Jamie ist ein Medium. Die ersten Tage nach dem Tod einen Menschen ist es ihm noch möglich, sich mit ihm zu unterhalten und Wahrheiten aus ihm heraus zu quetschen, denn die Toten müssen antworten und können nicht lügen!
Jamie erweist sich also in einigen Situationen als äußerst nützlich, nur dass er dann plötzlich mit einem Toten zu kämpfen hat, der sich nicht an die Regeln zu halten scheint, das sieht keiner.
Ich habe mich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut, gerade, weil Stephen King meiner Meinung nach unfassbar gut aus der Sicht von Kindern schreiben kann. Er ist einer der wenigen Autoren, bei denen ich den Figuren ihr Alter auch wirklich abkaufen kann. Die Anpassungsfähigkeit im Schreibstil ist einfach genial und auch die Sicht der Kinder ist immer wieder faszinierend. Das hat mir an der Geschichte auch von Anfang an wieder sehr gut gefallen.
Was ich am Schreibstil diesmal allerdings ein wenig vermisst habe, waren die ausführlichen, bildhaften Beschreibungen, für die King so bekannt ist. Dafür wurde in diesem Buch viel mit Andeutungen gearbeitet, die meiner Meinung nach richtig Spannung rein gebracht haben, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Aber nicht nur der Stil, auch die Art wie die Geschichte verlaufen ist, war anders, als ich das bisher von King kannte. Dass die ganz große Spannung erst gegen Ende kommt, wissen King-Fans ja schon. Man liest lange eine interessante, spannende Geschichte, die einen auch wirklich packen kann, aber der Spuk, der Horror, kommt erst kurz vor Schluss. Und der kam auch, war dann aber leider auch bald wieder weg, da hätte ich ein wenig mehr erwartet.
Außerdem habe ich –rückblickend betrachtet- das Gefühl, dass die Geschichte nicht zu 100% Hand und Fuß hat. Mir hat hier ein wenig der rote Faden gefehlt, ein Ziel, auf das von Anfang an in irgendeiner Weise hingearbeitet wird. Die Fragen, die dann zwischenzeitlich aufkommen, wurden dann auch nicht alle geklärt, sondern einfach irgendwie vergessen – aber das ist möglicherweise auch einfach nur Geschmackssache.
Was mir aber sehr gut gefallen hat, war die Art, wie King die Geschichte erzählt hat. Da waren nicht nur die Spannung bringenden Andeutungen, sondern auch der Erzähler. Jamie erzählt uns von Situationen aus seinem Leben ab seinem sechsten Lebensjahr bis hin ins Teeniealter, während er selbst aber schon einundzwanzig ist. Er fügt immer wieder Elemente ein, die er erst später verstanden hat. Der Kontrast zwischen den Alterssichten ist auch noch mal etwas, das das Lesen für mich so interessant gemacht hat. Manche Dinge versteht man eben erst Jahre später oder Dank neuer Erfahrungen.
Auch wenn das Buch rückblickend ein paar Makel hat und ich mit ein bisschen mehr vom Ende erwartet habe, hatte ich trotzdem Spaß beim Lesen. Der Stil ist ein wenig anders als gewohnt, aber definitiv lesenswert. Ich habe schon Bücher von Stephen King gelesen, die mir persönlich besser gefallen haben, aber diese Geschichte war auch keines Wegs schlecht!
*Erschienen bei Heyne*
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Autorin / Autor: Paula - Stand: 25. März 2021