Sprichst du Schokolade?
Autor_innen: Cas Lester, Kate Forrester
Freundschaft, Pubertät, Legasthenie, Flüchtlinge – eine bunte und explosive Mischung an Themen vereint dieser Roman, und zugegeben, er holpert insbesondere am Anfang. Wer aber durchhält, wird doch noch mit erstaunlicher Einfühlsamkeit und bemerkenswert sensiblem Umgang bei zumindest einem der genannten Aspekte belohnt ... und als nette Sommerlektüre taugt das Buch allemal.
Die dreizehnjährige Josie hat in der Schule schon wegen ihrer Legasthenie zu kämpfen; dass nun auch noch ihre beste Freundin Lily immerzu mit Kara, der Klassenzicke, zusammenhängt, stößt ihr mächtig auf und frustriert sie. Dann aber kommt ein neues Mädchen in den Unterricht: Nadima trägt Kopftuch und spricht kaum Englisch, weshalb die meisten Mitschüler sie zunächst eher argwöhnisch beäugen. Ausgerechnet Josie soll ihr in der Klasse helfen – und trotz ihrer eigenen Probleme gelingt das mithilfe von Händen, Füßen, Emojis und Schokolade erstaunlich gut. Denn Süßigkeiten und Smileys werden in aller Welt verstanden...
Trotzdem ist manches nicht so einfach, und je mehr Josie über Nadimas Herkunft und somit über den Krieg in Syrien und ihre schrecklichen Erlebnisse erfährt, desto mehr Gedanken macht sie sich. Dazu versucht sie gleichzeitig, mit Lily befreundet zu bleiben, dabei aber Nadima nicht auszuschließen, wie es ihr selbst passiert ist. Und natürlich tritt sie nicht selten in Fettnäpfchen. Aber vielleicht kann ja gerade die Spendenwoche in der Schule, zu der sie mit Kara, Lily und Nadima in eine Projektgruppe eingeteilt wird, wahre Wunder wirken... und wieder mithilfe von Schokolade verbinden. Denn die Mädchen planen einen Süßigkeitenverkauf.
Einerseits thematisch bodenständig und aus dem Leben gegriffen, andererseits oft sehr klischeelastig und überzogen – etwa, wenn seitenlange Zickendialoge oder Josies übertriebenes Selbstlob, beispielsweise in Form der immer wiederkehrenden Betonung, wie genial Legastheniker im Problemlösen seien, Überhand nehmen. Leider büßt der Text gerade auch in der Übersetzung deutlich an Leichtigkeit, Natürlichkeit und stellenweise eklatant auch Stimmigkeit ein – ohne Frage müssen bei einer Übertragung ins Deutsche gewisse zu kulturspezifische Elemente ersetzt werden, allerdings passt es nun einmal absolut nicht, wenn ein Mädchen aus England sich etwa über Internetseiten wie Zalando und Kleiderkreisel auslässt... ausgesprochen gelungen und feinfühlig ist allerdings die Flüchtlingsproblematik in die Geschichte eingewoben, und auch der Erzählton findet im Textverlauf zu mehr Harmonie. Somit eine nette Geschichte, die vielleicht nicht ganz so besonders und berührend ist, wie sie hätte sein können, aber sich doch nach Anlaufschwierigkeiten zum absolut lohnenden Sommerschmöker mausert.
*Erschienen bei Ars Edition*
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Autorin / Autor: fabienne - Stand: 28. Juni 2018