Laura studiert "Stadtökologie" im Master an der TU Berlin. Hier erzählt sie, wie das Studium aufgebaut ist und ohne was man hier gar nicht vom Fleck kommt.
*Hallo liebe Laura, du studierst „Stadtökologie“ im Master an der TU Berlin. Was kann man sich darunter vorstellen? Womit befasst du dich in deinem Studium? Welche Berufsmöglichkeiten eröffnen sich durch das Studium?*
Der Masterstudiengang Stadtökologie ist interdisziplinär angelegt, daher schaut man in sehr viele unterschiedliche Gebiete hinein. Grundsätzlich geht es in dem Studium darum, wie die Konzepte aus der Ökologie auf den Lebensraum Stadt anwendbar sind und wie man sie weiterentwickeln kann. Diese Frage betrachten wir aus verschiedenen Blickwinkeln. Bei uns im Studiengang gibt es sowohl Stadt-/und Landschaftsplaner_innen, als auch Biolog_innen und Umweltwissenschaftler_innen, und wir lernen alle gemeinsam. Der Fokus der Lehre liegt allerdings am stärksten auf der Ökologie. Aber auch die Fachbereiche Bodenkunde, Klimatologie und Hydrologie spielen eine zentrale Rolle in dem Studium.
Insgesamt gibt es sehr viele Wahlpflichtfächer, sodass jede_r sich aussuchen kann, worauf der persönliche Fokus liegen soll und eine individuelle Ausrichtung/Weiterentwicklung im Studium gut möglich ist (auch wenn nicht immer zu jeder Zeit alle Kurse angeboten werden).
Ich persönlich habe im Grundlagenbereich unter anderem ein paar Kurse der Landschaftsplaner_innen besucht, im Vertiefungsbereich bin ich dann aber eher in Richtung Biodiversität, Hydrologie und Stadtbegrünung gegangen und habe zusätzlich einige methodische Kurse belegt. Man kann sich da eine ganz bunte Mischung zusammenstellen. :-)
Die Berufsmöglichkeiten sind sehr breit, da kommt uns die große Bandbreite an Ausrichtungen, die im Studium möglich sind, zugute. Es kommt bei der Berufswahl sowohl auf die fachliche Ausrichtung an, die man im Studium anstrebt, als auch auf außeruniversitäre Aktivitäten.
Es ist mit dem Studium der Stadtökologie zum Beispiel möglich, in Planungsbüros zu arbeiten in denen man vor allem als Expert_in zu Umweltaspekten berät, man kann sich damit aber auch auf eine Anstellung in der Behörde bewerben, und viele meiner Kommiliton_innen gehen auch in den Bereich Naturschutz. Es gibt aber auch Studierende, die sich auf Müllentsorgung oder andere spezifischere Themen spezialisieren.
*Wie bist du auf den Studiengang „Stadtökologie“ gekommen? Und wie ist das Bewerbungsverfahren für Stadtökologie an der TU Berlin?*
Ich habe im Bachelor Umweltwissenschaften in Freiburg studiert und für mich war danach klar, dass ich mich gerne noch mehr mit dem städtischen Lebensraum beschäftigen möchte.
Außerdem gab es an meiner Universität einmal einen tollen Gastvortrag von einem Professoren aus Berlin, durch den ich auf den Master Studiengang aufmerksam geworden bin.
Das Bewerbungsverfahren ist ähnlich wie bei vielen anderen Masterstudiengängen auch (die Bewerbung ist nur zum Wintersemester möglich), zusätzlich zu dem Bachelor- und dem Abiturzeugnis muss man noch einige andere Nachweise zeigen und ein Motivationsschreiben und eine Art Modulbeschreibung verfassen. Das Motivationsschreiben kann man frei gestalten. In dem Fragebogen zur Modulbeschreibung werden bestimmte Themenfelder abgefragt und man soll aufzählen, inwieweit man sich schon mit den Themen auseinandergesetzt hat. Es ist aber kein Problem, wenn man noch nicht aus allen Modulen Seminare belegt hat.
*Was war bisher deine spannendste Exkursion oder das tollste Forschungsprojekt?*
Im Rahmen meines Masterstudiums muss mindestens ein Forschungsprojekt über 12 ECTS belegt werden, das auch eine Exkursionswoche beinhaltet. In meinem Projekt ging es um Baumscheiben, eine der essentiellen, aber oft vernachlässigten Begrünungsarten in der Stadt! Bei der Baumscheibe handelt es sich um den Bereich/das Beet um einen Straßenbaum herum. Diese sind manchmal begrünt oder sogar bepflanzt und manchmal wird nur Erde oder Kies ausfgeschüttet. Wir haben in dem Projekt die Biodiversität (bezogen auf das Pflanzenvorkommen) dieser Baumscheiben kartiert und ausgewertet. Ich fand es total interessant, weil ich viel über die typische Spontanvegetation in der Stadt gelernt habe. Außerdem ging es darum, von der Fragestellung über die Methode und Auswertung bis hin zur Diskussion ein eigenes Projekt umzusetzen.
*Welche Erwartungen hattest du an das Studium? Und welche davon haben sich erfüllt?*
Ich habe mir zum einen einen Bezug meines Studiums zur Stadt gewünscht und der ist auf jeden Fall gegeben.
Was ich ein bisschen schade finde, ist, dass man manchmal trotz der vielen Wahlpflichtmodule keine riesige Auswahl hat, da nicht immer alles angeboten wird. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Studiengang noch etwas mehr freie Wahlmodule beinhaltet. In den ganz freien Wahlmodulen kann man alles belegen, was man will, um sich besser spezialisieren zu können. Da kann man sich also komplett von den eigenen Interessen leiten lassen, was ich noch besser finde als starr vorgegebene Module.
*Was gefällt dir besonders gut an deinem Studium? Und was eher nicht?*
Mir gefällt der Stadtbezug sehr gut und ich finde es auch schön, dass der Studiengang relativ klein ist (wir sind nur ca. 20 Leute pro Jahrgang). Außerdem finde ich es gut, dass man so viel wählen kann und sich so gewissermaßen einen ganz eigenen Studiengang zusammenpuzzeln kann. Allerdings würde ich mir, wie gesagt, noch ein bisschen mehr Auswahlmöglichkeiten wünschen. Ein kleiner Tipp: Am besten wendet man sich am Anfang direkt an Studierende aus höheren Semestern, denn die haben ja schon einiges an Erfahrung, können Kurse empfehlen und wissen auch, welche alternativen Kurse man sich für ein Modul anrechnen lassen kann, wenn einem die vorgegebenen Seminare nicht so zusagen.
*Welche Interessen und sonstigen Eigenschaften sollte man für das Studium mitbringen?*
Generell ist es wichtig, überhaupt eigene Interessen zu haben, gerade weil kein starres Programm vorgegeben wird. Es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn man sich gut selbst informieren und organisieren kann, damit man mitbekommt, welche Kurse alle angeboten werden, welche man sich für was anrechnen lassen kann und damit man ganz generell alle Seminare belegen kann, die einen inhaltlich interessieren.
*Wem würdest du von dem Studium eher abraten?*
Personen die noch keine Vorstellung haben, welche Themen sie inhaltlich interessant finden, würde ich eher nicht dazu raten, Stadtökologie zu studieren. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, in alle Richtungen zu gehen, aber das Masterstudium ist mit 3 Semestern inhaltlichen Kursen sehr kurz und bietet nicht so unglaublich viel Zeit zum Orientieren. Andererseits glaube ich, dass man sich im Endeffekt auch nach dem Master noch spezialisieren kann. Oft ist der Masterabschluss ja auch die Voraussetzung, um in bestimmte Bereiche zu schnuppern und man kann sich auch im Beruf noch weiterbilden.
*Ohne … geht in diesem Studium gar nichts!*
Wie der Name schon sagt, sollte auf jeden Fall ein Interesse an Ökologie und an der Stadt da sein. Und eine gehörige Portion Eigeninitiative kann auch nicht schaden.
Autorin / Autor: Laura Tams, Karla Groth - Stand: 12. Mai 2020