Stamped - Rassismus und Antirassismus in Amerika

Autoren: Jason Reynolds, Ibram X. Kendi
Übersetzerinnen: Anja Hansen-Schmidt, Heike Schlatterer

,,Wer die Vergangenheit kennt, versteht die Gegenwart. Wer die Gegenwart kennt, versteht sich selbst“, mit diesem Satz beginnt das Vorwort des Buches ,,Stamped – Rassismus und Antirassismus in den USA“ von Jason Reynolds und Ibram X. Kendi. Und sie haben damit sowas von Recht!

Das Buch thematisiert den Zeitraum von 1415 bis in die Gegenwart, wobei die Zeit dazwischen nochmal in kleinere Abschnitte eingeteilt wird. Es geht um die Hintergründe und die Entstehung von Rassismus mit Verweis auf dessen Geschichte. Dass Rassismus ein präsentes und alltägliches Problem ist, ist sicherlich allen klar. Angesichts der Rechtslage in Deutschland müsste dieses Problem aber längst behoben sein (siehe die Rassismus-Strafnorm Art. 261bis StGB). Stattdessen wird weiterhin ein Auge zugedrückt, wenn jemandem mal etwas unglücklich rausgerutscht ist. Stattdessen ist es Alltag, dass jemand vor der ganzen Klasse wegen seiner Herkunft bloßgestellt und diskreditiert wird. Und die Mehrheit schweigt. Warum ist das so? Wurden wir mit diesen (inhumanen) Werten erzogen oder ist Rassismus schlichtweg ein strukturelles Problem? Wie begann all dies, was war der Auslöser und was haben Politik und Ansehen damit zu tun? Das Buch macht deutlich, dass es nicht darum geht, Fakten auswendig zu lernen, wie die meisten es aus dem Geschichtsunterricht kennen. Stattdessen geht es darum, die Zusammenhänge des Hasses zu erkennen und in Kontakt mit den Wörtern ,,Segregationisten“, ,,Assimilationisten“ und ,,Antirassisten“ und ihren Bedeutungen zu treten. Und vor allem zu handeln: Denn unabhängig von der Vergangenheit kann jede_r von uns Wandel herbeiführen. So der Appell gegen Ende des Buches

Das hat mir auch besonders gut am Buch gefallen: Es gibt kein einfaches Ja oder Nein bei der komplexen Fragestellung, wo die Wurzeln des Rassismus fußen und wie sie sich so ausbreiten und durchschlagen konnten. Plötzlich erscheint nach Lesen des Buches klar, wie es so weit kommen konnte, da geschichtlich alle Räder ineinandergriffen und so eine immense Maschine zum Laufen brachten, die wir insbesondere unter dem Namen Diskriminierung kennen.
Mit Wortwitz, fundiertem Wissen und einfachen Zusammenhängen ist dieses Sachbuch das perfekte Einstiegswerk für all diejenigen, die sich erstmalig mit Rassismus und dessen Historie auseinandersetzen wollen. Doch für diejenigen, die den Aufbau eines Geschichtsbuches lieben, aneinandergereihte Fakten und schon wesentlich informierter sind, ist dieses Buch eher nichts. Mir persönlich war auch in diesem Buch zeitweise zu viel Witz und Jugendsprache enthalten, doch alles in Allem ist es ein gelungenes Werk, da man durch das Lesen doch die Namen einiger einflussreicher Persönlichkeiten, die die Geschichte des Rassismus geprägt haben, und die dazugehörigen Daten, automatisch mitlernt oder zumindest mal gehört hat.
 

*Erschienen bei Reihe Hanser*

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Autorin / Autor: Johanna - Stand: 10. Dezember 2021