Stolz und Vorurteil
Autorin: Jane Austen
"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau" - so beginnt Stolz und Vorurteil und damit die Geschichte eines der berühmtesten Liebespaare der englischen Literatur: Elizabeth Bennet und Fitzwilliam Darcy.
England um 1900, in dem fiktiven Ort Meryton in Hertfordshire: die Bennetfamilie, bestehend aus fünf unverheirateten Schwestern und deren Eltern, hat soeben erfahren, dass sich bei ihrem neuen Nachbarn um einen reichen, gutaussehenden Junggesellen handelt. Natürlich kann es schon bald das ganze Dorf kaum noch abwarten seine Bekannschaft zumachen. Mehr noch erhofft man sich einen potentiellen Ehemann für die eine oder andere Tochter. Während der charmante Mr. Bingley tatsächlich mit der ältesten Bennet Tochter, Jane anbandelt, gerät die jüngere Lizzy mit Bingley`s Freund Mr. Darcy aneinander.
Über einen Zeitraum von etwa einem Jahr folgt die Autorin größtenteils aus der Sicht Elizabeth Bennets ihren Protagonisten.
Thematisch spielen dabei vor allem die Möglichkeiten für eine Frau, sich ein selbstständiges Leben aufzubauen eine Rolle. Die Bennet Schwestern müssen bei der Wahl ihrer Ehepartner nich nur ihr persönliches Glück sondern vor allem die Sicherheit ihrer Familie und die eigene finanzielle Versorgung im Blick haben. Der Roman widmet sich aber auch der persönlichen Entwicklung der einzelnen Charaktere. So müssen Lizzy und Mr. Darcy erst "Stolz und Vorurteile" überwinden bevor sie zueinander finden können. Das Liebespaar erscheint als zwei höchst unterschiedliche Menschen, die sich aber gerade dadurch als perfekten Partner für den jeweils anderen erweisen.
Die bereits mit 41 Jahren verstorbene Autorin Jane Austen hat ihren wohl bekanntesten Roman mit Anfang 20 geschrieben. 1813 kam er auf den Markt, allerdings anonym. Innerhalb eines halben Jahres waren alle 1.500 Exemplare ausverkauft. Bis heute gilt Stolz und Vorurteil als eines der beliebtesten Bücher in der englischen Literatur, wurde mehrfach verfilmt und inzwischen über 20 Millionen Mal verkauft.
Jane Austen hat einmal gesagt, sie könne keinen Menschen mögen, der ihre Figur Lizzy Bennet nicht mögen würde. Ganz so drastisch würde ich es vielleicht nicht formulieren - aber ich bin ein absoluter "Stolz und Vorurteil"- Fan.
Schon die Sprache ist etwas besonderes. Zum einen erklärt sich das mit dem Alter des Romans, zum anderen schreibt Austen auch einfach geistreich, ironisch und immer spannend. Das merkwürdige dabei ist, dass in dem Roman nichts Weltbewegendes oder Unerwartetes passiert, man aber trotzdem wie gebannt der Geschichte folgt.
Ein weiterer Lesergenuss sind Austens Beschreibungen von Charakterzügen und Eigenarten ihrer Figuren. Zudem ist sie eine Meisterin des Dialogs: mit viel Wortwitz und Ironie lässt sie Gespräche entstehen, die einem das Gefühl geben, eine Unterhaltung könnte genauso stattgefunden haben.
Austen legt in ihrer Geschichte ein Augenmerk auf die strengen Verhaltens- und Gesprächsregeln der damaligen Zeit. Diese schränken ihre Charaktere in deren Handlungsweise häufig in einer Form ein, die sie zunächst am Glück vorbeischrammen lässt.
Ich finde, es ist unglaublich schwer, Liebesgeschichten ohne Kitsch aber trotzdem mit einem guten Ende zu finden. Austen ist nicht nur das hervorragend gelungen, zudem befindet sich ihr Liebespaar noch auf Augenhöhe. Sie erziehen sich gegenseitig und lernen im Verlauf der Geschiche ihre eigenen Fehler kennen.
Ich halte Stolz und Vorurteil deswegen auch für zeitlos: die Heiratspolitik von damals hat sich inzwischen zwar verändert, aber man kann den Interessenkonflikt zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen, familiären Erwartungen und dem persönlichen Glück der Charaktere auf jede Zeit übertragen.
Beispiele für die Aktualität des Romans sind moderne Fassungen wie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück" von Helen Fielding oder "Pride & Prejudice and Zombies" von Seth Grahame-Smith.
*Erschienen bei: Carlsen Verlag *
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Autorin / Autor: Kirsten - Stand: 31. August 2012