Striktes Nein wird leichter akzeptiert
Ein möglicher Ausweg aber macht rebellisch
Du willst auf eine Party, eine Fahrt, ein tolles Konzert und deine Eltern sagen nein. Fügst du dich? Oder rebellierst du? Das hängt möglicherweise davon ab, wie strikt das Verbot ausgeprochen wurde. Sagen sie, "ich möchte das eigentlich nicht", witterst du, dass es noch eine Chance gibt, sie zu überreden und lehnst dich auf. Sind sie strikt dagegen ("Du bleibst hier, basta!") wirst du dich vermutlich eher fügen und dir vielleicht sogar einreden, dass die Entscheidung auch was Gutes hat.
Das zumindest meint Kristin Laurin von der University of Waterloo, die untersucht hat, warum Studien zur Akzeptanz von neuen Regeln und Gesetzen so unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht haben: manche Studien zeigten nämlich, dass Menschen sich leicht in Einschränkungen fügen, indem sie sich selbst einreden, dass die neue Regel eine gute Idee ist. Andere Untersuchungen wollen erkannt haben, dass Menschen erst recht das haben wollen, was ihnen nun verboten werden soll, so dass sie sich gegen die neue Verordnung besonders sträuben.
Für Laurin ist hierfür die Absolutheit der Verordnung entscheidend, wie auch ein im Rahmen der Studie durchgeführter Versuch zeigte. Testpersonen wurde weis gemacht, die Regierung habe Geschwindigkeitsbegrenzungen beschlossen, um die Städte sicherer zu machen. Manchen wurde erklärt, dass das Vorhaben definitiv auch gesetzlich umgesetzt werde, anderen, dass es noch eine kleine Chance gebe, dass das Gesetz nicht zustande komme. Wer glaubte, das Gesetz komme, zeigte sich williger, das Vorhaben auch zu unterstützen, während die andere Gruppe sich stärker dagegen auflehnte als eine Kontrollgruppe, der weder das eine noch das andere dazu erzählt worden war.
Für die Forscherin ist also die Vehemenz entscheidend, mit der ein Verbot oder eine neue Regel etabliert wird. Das Phänomen erkläre auch den Arabischen Frühling. Unter Dikaturen, die die absolute Macht für sich beanspruchen und mit Härte durchsetzen, fügen sich die Menschen, wenn sie aber erkennen, dass die Macht bröckelt und keineswegs so absolut ist, wie es schien, beginnen sie zu rebellieren.
Auch das Verhalten auf Zurückweisung in der Liebe will die Forscherin mit ihrer These vorhersagen können: ist das Liebes-Nein eindeutig und endgültig, fügen sich die gebrochenen Herzen und sind in der Lage sich selbst einzureden, dass das vielleicht auch besser so ist, weil sie den anderen eigentlich doch nicht so toll finden. Lässt das Gegenüber aber Zweifel an der Endgültigkeit des Neins, werden sich die Gefühle möglicherweise noch vertiefen und der Kampfgeist wird geweckt, mutmaßt die Forscherin.
Wollt ihr also einen hartnäckigen Verehrer dauerhaft loswerden, hilft also nur ein kompromissloses *Nein danke*!
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Autorin / Autor: Redaktion / Association for Psychological Science - Stand: 4. November 2011