Alle sind risikobereit, nur anders
Studie: Mut hängt von Erfahrungen ab
Männer sind risikobereiter als Frauen und Jugendliche gehen häufiger auf’s Ganze, handeln eher ohne nachzudenken, als ältere Menschen – so das, wenn auch etwas abgedroschene, Klischee. Stimmt auch nicht, sagen Forscher der Columbia University. Mutig sind Frauen genauso wie Männer, ältere Menschen ebenso wie jüngere, nur eben auf andere Weise, in unterschiedlichen Situationen. Entscheidend sei die Gewohnheit. Was wir kennen, macht uns nämlich keine Angst mehr. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Fachblatt „Current Directions in Psychological Science“ erschienen ist.
Demnach sind Männer besonders in Finanzfragen risikobereit. In brenzligen Gesprächen zeigen sich allerdings Frauen mutiger. So falle es ihnen leichter, in geschäftlichen Treffen unangenehme Themen anzusprechen oder ab Mitte 30 eine neue berufliche Karriere zu starten. Dort wo „er“ den Kopf einzieht, prescht „sie“ voran und umgekehrt.
Risikobereitschaft sei situationsabhängig und nicht unbedingt eine Frage des Geschlechts oder Alters, so die Forscher. Es hänge viel mehr davon ab, wie geläufig uns etwas ist. „Je mehr Erfahrungen eine Person in einer riskanten Situation gesammelt hat, umso weniger nimmt sie diese Situation als riskant wahr“, sagt Bernd Figner, Co-Autor der Studie. Wenn wir aufwachsen, werden wir an unterschiedliche Dinge herangeführt und erleben das Gewohnte als weniger bedrohlich. Was für andere gewagt ist, zum Beispiel in Bäumen herumzuklettern, ist für andere wiederum harmlos.
*Emotionen beeinflussen die Risikobereitschaft*
Auch mit dem Klischee, dass Jugendliche besonders risikobereit sind, konnten die Forscher nach eigenen Angaben in einem Experiment aufräumen. Hatten die Jugendlichen im Test genug Zeit, um ihre Handlung zu überdenken, so handelten sie genauso besonnen wie ältere Menschen. In realitätsnahen Experimenten, in denen die Forscher versuchten, die Emotionen der Jugendlichen einzubeziehen, zeigten sie sich aber weitaus risikobereiter.
„Gefühle spielen bei der Risikobereitschaft aller Altersgruppen eine entscheidende Rolle“ sagt Figner „und die Gefühle müssen dabei nicht einmal mit der Situation an sich im Zusammenhang stehen. Wer wegen eines Streits verärgert ist, fährt danach vielleicht zu schnell auf der Autobahn“.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. August 2011