Style meets Nachhaltigkeit
Autorin: Anne Tourneux
ins Deutsche übersetzt von Regine Brams
Die Stylistin Anne Tourneux schreibt in ihrem Buch eine Anleitung, wie Menschen einen eigenen Look entwickeln und diesen bewusst ohne Fast Fashion in ihren Alltag integrieren können. Ihr Motto dabei lautet: „Weniger, dafür besser. Ich – in besser.“
Ich würde sagen, dass die Basics, die im ersten Teil des Buchs erklärt werden, eine Möglichkeit von vielen sind, um einen persönlichen Style zu erarbeiten. Es wird jedoch mit vielen Richtlinien und Kategorisierungen gearbeitet, die für meinen Geschmack nichts sind. Im Gegensatz dazu stellt die Autorin schließlich eine Liste mit „Essentials der Garderobe“ zusammen, die allgemein für alle Personen aller Kategorien und Typen passen sollen. Diese beinhaltet eine genaue Anzahl von Kleidungsstücken und Farbvorgaben, konkrete Kleidungsstücke wie einen Rollkragenpullover und eine weiße weite Jeans, die mit Sicherheit nicht den Geschmack aller Personen trifft und auch nicht zum Alltag der meisten Menschen passt. Auch die Aussage: „[Man sollte] unbedingt schöne Dessous tragen“, ist in meinen Augen schwierig, da vor allem Unterwäsche bequem sein sollte und Menschen sich darin wohlfühlen sollten.
In dem Buch werden zu jedem Figurtyp Dos und Don'ts aufgeführt, die eine Art Regeln für die Kleidungswahl beinhalten. Ich finde es schwierig, Menschen in kategorisierte Körpertypen einzuordnen und diesen dann bestimmte Kleidungsmöglichkeiten mit Dont's quasi zu verbieten. Schließlich ist doch jeder Körper individuell und Mode und Style ebenso.
„Der 5-Kilo-weniger-Trick!“ und die Beschreibung „Tragen [Frauen] Kleidung, die an [Hüften und Oberschenkeln] sehr eng sitzt, kommen optisch 5kg dort hinzu, wo sie nicht sein sollten“ löst bei mir Wut aus. Niemand hat das Recht, über andere Körper zu urteilen und schon gar nicht darüber, wie viel Kilo ein Körper an welcher Stelle wiegen sollte. Leider tut die Autorin des Buchs an dieser Stelle genau das.
Leider bleibt auch die Betrachtung von verschiedenen Geschlechtern zurück und es werden lediglich cis Frauen angesprochen und deren Mode thematisiert.
Anne Tourneux betont, dass Kleidung nicht nach Konfektionsgröße, sondern nach Passform und Schnitt gekauft werden sollte. Die Zahl der Konfektionsgröße seien schließlich nur Orientierungswerte und weichen sehr häufig von der tatsächlichen Größe ab, bzw. fallen sehr unterschiedlich aus. Diese Ansicht finde ich sehr gut und sollte auch in Realität mehr Beachtung finden. Es werden auch gute Methoden zum Hinterfragen von Neukäufen und dem Verhindern von Spontankäufen vorgestellt, die zur Nachhaltigkeit beitragen. Ebenso werden einfache Ideen und Möglichkeiten gezeigt, vorhandene Kleidungsstücke anzupassen, umzuformen oder neu zu kombinieren, um sie weiter tragen zu können.
Besonders hilfreich ist das Kapitel „Die Garderobe pflegen“, in dem Tipps dazu gegeben werden, wie Kleidungsstücke besonders lange halten und sorgsam mit ihnen umgegangen werden kann. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Allerdings werden auch widersprüchliche Aussagen zum Thema Nachhaltigkeit gefällt, wie: „Weiße Unisex-T-Shirts hat man nie genug“ oder „Verschmutzte und abgetragene Kleidung wird sofort aussortiert“. Auch der Tipp, dass alte Kleidung unter anderem bei Modeketten gegen Einkaufsgutscheine getauscht werden können, ist nicht ideal, da die Modeketten der Fast-Fashion Industrie davon profitieren und mit den Gutscheinen, die Menschen dort erhalten, ja eben wieder Fast-Fashion aus der Modekette gekauft wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass in dem Buch Style meets Nachhaltigkeit viele Tipps gegeben werden, um einen eigenen Style zu entwickeln, jedoch wird der Gedanke der Nachhaltigkeit nicht von vorne bis hinten durchdacht und auch immer wieder zum Kauf bestimmter Kleidungsstücke aufgefordert. Es werden auch Tipps zur Nachhaltigkeit gegeben, jedoch denke ich, dass das Buch in der Form wie es betitelt ist, einen falschen Eindruck bei Lesenden erwecken kann und daher nicht unbedingt zu empfehlen ist, wenn die Lesenden es an einigen Stellen nicht besser wissen.
Auch die ungeschickte Formulierung einiger Sätze stützt bereits existierende „Idealkörper“, die in der Gesellschaft vor allem Frauen* vorgegaukelt werden und wird nicht reflektiert. Möchten cis Frauen lediglich neue Ideen und Inspirationen für einen neuen Kleidungsstil erhalten, kann sich das Buch dafür ganz gut eignen.
Erschienen bei Dorling Kindersley
Autorin / Autor: Gina Loges - Stand: 8. Februar 2024