Sunny 6
Autor: Taiyo Matsumoto
Übersetzt von Martin Gericke
Sunny hatte mich zunächst wegen des großflächigen Portraits auf dem Cover angesprochen.
Ich war mir zuerst nicht ganz sicher, ob ich in die Handlung der Graphic Novel reinfinden würde, da dies der letzte Band der sechsteiligen Reihe ist und ich die Vorgänger nicht kannte.
Ich habe es einfach ausprobiert und mir vorher nur den Klappentext genauer angesehen.
Zum Titel vorab: „Sunny“ ist das Auto der Einrichtung „Star Kids Home“, ein Zuhause für Kinder aus schwierigen Verhältnissen, die dort wohnen und leben. Mit diesem Fahrzeug haben die Kinder in den Bänden zuvor wohl viel erlebt.
Im neuen und letzten Band habe ich also die Bewohner_innen von Star Kids Home, ihre Sehnsüchte und den drängenden Wunsch nach einer intakten Familie, kennengelernt.
Mir ist aufgefallen, dass dort sehr unterschiedliche Kinder wohnen, zudem sind die Gründe für ihren Aufenthalt im Wohnheim ebenfalls sehr verschieden.
Es ist nicht so, dass alle Kinder keinen Kontakt mehr zu den Eltern haben, aber im Verlauf der Geschichte erkennt man schon die Schwierigkeiten, die dafür sorgen, dass bei vielen auf Dauer keine Möglichkeit besteht, Unterstützung und Sicherheit durch die Eltern zu erhalten. Die Begegnungen sind sehr ambivalent und machen deutlich, wie schwierig es für die Kinder ist, zwar ihre Eltern zu sehen, aber zu spüren, dass es ihnen im Star Kids Home besser geht bzw. sie dort „sein müssen“.
Für den tierlieben Sei und den wilden Störenfried Haruo ist der drängende Wunsch, die Familie zu sehen aber aktuell vorrangig, sie brechen heimlich auf eine Reise Richtung Tokyo auf, die nicht ganz ungefährlich ist.
Wir erleben sonst den ganz gewöhnlichen Alltag der unterschiedlich alten Kinder: dass es zum Beispiel auch nach hinten losgehen kann, wenn eine Schulkameradin einem der Wohnheim-Kinder ein teures Geschenk macht, wie die Kinder Ausflüge mit den Betreuer_innen wahrnehmen aber immer auch, dass ihnen die kleinen Dinge die Welt bedeuten, in denen sie Halt und Sicherheit suchen.
Und auch kleine Auseinandersetzungen oder Sticheleien bleiben in der Heim-Familie nicht aus. Aber am Ende stehen doch die großen und kleinen Träume der Kinder und dann auch ein größerer Abschied – doch Abschiede müssen nicht immer das Schlechteste sein.
Mein Fazit: ich finde es sehr spannend und berührend, wie der Fokus auf den Alltag der Kinder und ihre eigene Welt gelegt wird und nicht so sehr auf all das Schlimme, was sie vielleicht schon erlebt haben, das wird nur stellenweise angerissen.
Sunny ist bodenständig und dramatisch, aber auch träumerisch und schön. Wir erleben, wie sich die Kinder weiterentwickeln (sicher noch viel stärker, wenn man alle Bände gelesen hat) und welche Themen sie beschäftigt.
Der Zeichenstil ist eher grob und skizzenhaft, aber auch detail- und kontrastreich, aber sicher erst mal gewöhnungsbedürftig. Und: das Buch wird wie Mangas von hinten nach vorne gelesen.
Fun Fact: Taiyo Matsumoto hat auch „Tekkon Kinkreet“ erschaffen, dazu kann ich den Film sehr empfehlen. Und: die Geschichten in den Sunny-Bänden sind autobiografisch geprägt, das ist vermutlich ein Grund, warum die Stories so authentisch und lebensnah wirken.
*Erschienen bei Carlsen*
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Autorin / Autor: Verena T. - Stand: 20. Juni 2022