Swipen steigert Langeweile

Videoschnipsel, vorspulen, durchswipen - die schnellen digitalen Wechsel steigern die Langeweile und machen unzufrieden. Besser wäre, sich auf einen Inhalt richtig einzulassen.

Du langweilst dich und swipst dich durch Videos, um dich zu unterhalten? Keine gute Idee, denn das könnte deine Langeweile noch schlimmer machen - meinen zumindest Psycholog:innen um Katy Tam von der Universität von Toronto in einer kürzlich veröffentlichten Studie.

In ihrer Studie hatten sie herausgefunden, dass Anschauen digitaler Video-Schnipsel, die ständig wechseln, sowie das Vorspulen, wenn ein Filmchen mal etwas länger ist, die ganze Angelegenheit noch öder machen, als sie sowieso schon ist. Noch dazu macht das ständige Gezappe unzufrieden.

In Experimenten ließen die Forscher:innen ihre Testpersonen Videos ansehen - mal ein 10-minütiges Video ohne die Möglichkeit vorzuspulen, mal eine Reihe von Videos, durch die sich die Testpersonen durchswipen konnten. Die Teilnehmenden berichteten, dass sie sich weniger langweilten, wenn sie ein einziges Video ansahen, und dass sie das Seherlebnis als befriedigender, ansprechender und sinnvoller empfanden, als wenn sie zwischen verschiedenen Videos wechselten.

Ähnliche Ergebnisse gab es bei einem anderen Experiment, bei dem die Teilnehmenden in einem Abschnitt ein 10-minütiges Video ansahen, in einem anderen Abschnitt aber 10 Minuten lang durch ein 50-minütiges Video vor- oder zurückspulen konnten. „Digitales Umschalten kann den Inhalt von Online-Videos bedeutungslos erscheinen lassen, weil die Leute keine Zeit haben, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen oder ihn zu verstehen“, so Tam.

Auch wenn die Studie nicht unbedingt repräsentativ ist, so gibt sie doch einen Hinweis auf eine Erfahrung, die die meisten wahrscheinlich von sich selbst kennen. Das ständige Konsumieren kurzer Schnipsel stumpft irgendwie ab, alles wirkt beliebig und unwichtig. Oder könnt ihr euch noch an die einzelnen Clips erinnern oder denkt ihr gar über deren Inhalt nach? Schon frühere Studien haben gezeigt, dass der ständige Griff zum Handy die Langeweile verstärkt und die Freude an sozialen Situationen untergräbt. Das ständige digitale "Zappen" kann eine weitere Ursache für Langeweile sein, die negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Chronische Langeweile wird mit depressiven Symptomen, Angstzuständen, sadistischer Aggression und Risikobereitschaft in Verbindung gebracht, so Tam.

Die Wissenschaftler:innen haben aber zum Glück einen einfachen Tipp für ein angenehmeres Erlebnis: Man könne versuchen, sich auf den Inhalt zu konzentrieren und den digitalen Wechsel zu minimieren. „Genauso wie man für ein intensiveres Erlebnis im Kino bezahlt, kann man auch mehr Spaß haben, wenn man in Online-Videos eintaucht, anstatt sie durchzuzappen“, sagt Forscherin Tam.

Die Studie wurde im Journal of Experimental Psychology veröffentlicht: General.

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. September 2024